Über das Wesen der Kommunikation

VON Axel Maluschka
03. März 2012

Kommunikation ist merkwürdig. Einerseits nutzt sie jeder jeden Tag. Es gilt das Axiom von Watzlawick: Man kann nicht nicht kommunizieren. Andererseits begegnen mir nur wenige Meister der Kommunikation. Mir scheint, wir praktizieren und üben Kommunikation jeden Tag, doch werden wir dabei nicht besser. Woran liegt das?

Die einfachste Erklärung ist, dass sich nur wenige Menschen mit dem Thema Kommunikation aufrichtig beschäftigen. Wer ein Werkzeug nicht fachgerecht nutzen lernt, wird seinen Umgang damit nicht verbessern. Wenn wir demnach nie über unsere Kommunikation und deren Wesen nachdenken und allein oder mit anderen Menschen gemeinsam auf einer Metaebene an unserer Kommunikation arbeiten; wenn wir also nichts lernen, dann können wir auch nicht besser werden. Haben Sie Lust, häufiger und besser verstanden zu werden? Wollen Sie öfters verstehen, was Ihre Mitmenschen Ihnen eigentlich sagen möchten? Dann lassen Sie uns jetzt gemeinsam kurz über Kommunikation reflektieren.

Betrachten wir kurz Watzlawicks erstes Axiom seiner Kommunikationstheorie: Sobald zwei Personen sich wahrnehmen können, kommunizieren sie. Auch wenn Sie morgens im Dunkeln bei frischen 4 Grad im dunklen Sprühregen an der Bushhaltestelle stehen, kommunizieren Sie mit der Gestalt, die sich neben Ihnen wünscht, immer noch im warmen Bett zu liegen. Und wenn Sie bei 32° Celsius trotz Klimaanlage schwitzen und schauen nach links in das unentspannte Gesicht ihres Staunachbarn, schicken Sie auch ihm eine Botschaft. Im ersten Fall sagen Sie vielleicht: »Mir ist kalt.« Im Zweiten: »Mir ist warm.« An der Bushaltestelle sagen Ihre hochgezogenen Schultern, Ihr starrer Blick und der hochgeklappte Kragen Ihres Wintermantels: »Lassen Sie mich in Ruhe, ich will nicht reden«, und die meisten normalen Mitwartenden wissen Bescheid und werden Sie nicht in ein Spontangespräch über Derridas Dekonstruktivismus verstricken wollen.

So kommunizieren wir permanent. Und auch der Chef, der mehr Haare pro Tag verliert als Worte, sagt damit meist mehr, als ihm lieb ist.

Ein zweites sehr hilfreiches Axiom der Kommunikation lautet ganz einfach: Wir Menschen können einander nie zu 100 % verstehen. Die Frage ist letztlich im Einzelfall nur, wie weit weicht die Kommunikation von der Idealvorstellung des vollständigen Verstehens ab.

Wenn nun frisch Verliebte an dieser Stelle widersprechen und behaupten, sie verstünden doch so wunderbar, kann ich nur darauf verweisen, dass sich Verliebte dank ihrer Hormoncocktails ohnehin in einem Zustand der Unzurechnungsfähigkeit befinden.

Doch Frühling beiseite, warum können wir unser Gegenüber nie vollständig verstehen? Worte sind Vehikel, die etwas transportieren wollen. Dabei bedeuten die einzelnen Worte, Sprüche, Phrasen und Sätze für jeden entsprechend seiner Erfahrungen, Erinnerungen, Sozialisation und Kultur etwas anderes. Zumindest in Nuancen. Denn kein Gehirn gleicht dem anderen. Kein Mensch kann permanent exakt die gleichen Erfahrungen wie ein anderer gemacht haben. Und so lernen wir im Lauf unseres Lebens automatisch Abstriche zu machen, wenn wir einander verstehen wollen. Doch geduldig zu bleiben und tolerant dem Mitmenschen gegenüber, gelingt scheinbar nicht jedem.

Wenn wir diesen zwei Axiomen folgen und sie in unserer Kommunikation berücksichtigen, dann wird vieles daran erleichtert. Was passiert konkret?

Die Chance steigt, dass wir uns die Zeit nehmen, einander zu verstehen. Wir werden demütiger gegenüber uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Kommunikation. Und letztlich sollte mehr Gelassenheit einkehren. Und das klingt doch gut!

Wie erreiche ich nun mehr Gelassenheit in der Kommunikation und im Ergebnis mehr Verständnis? Nehmen wir nur die beiden besprochenen Axiome. Wenn wir ohnehin immer kommunizieren, brauchen wir keine Angst mehr davor haben. Reden wir doch miteinander, das macht vieles klarer. Nicht immer und überall, aber gern weniger abgrenzend und offener.

Und zweitens ist die Strategie: Nachfragen hilft. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich verstanden habe oder wurde: thematisieren. Auch nicht immer, aber bitte auch nicht nie. Hier gilt, mehr ist meist mehr. Gehen Sie immer davon aus, dass sie nicht richtig verstanden wurden. Nachfragen schafft Annäherung. An das Ideal einer 100%-ig verstehenden Kommunikation. Und die wollen wir doch letztlich alle.

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