Bist du Elite oder Schlafschaf?
Das nächste große Ding…

VON Axel Maluschka
20. November 2020

Ein Mann schreit hemmungslos in der Kamera.

Seine Stimme überschlägt sich.

Er ist kein Schauspieler. Er heißt nicht Klaus Kinski.

Er rastet tatsächlich gerade aus. Vor laufender Kamera.

Er beschimpft den Reporter, der ihm eine einfache Frage gestellt hat. Irgendetwas mit Corona. Das reicht als Trigger. Der Gefragte verliert die Beherrschung.

Kopfschüttelnd schalte ich meinen Fernseher aus und setze mich an den Computer.

Auf Facebook lese ich in "Diskussionen" rein, die sich um das Thema Corona und die Maßnahmen drehen. Auch hier beginnen die "Diskutanten", sich gegenseitig zu beschimpfen.

Kolleginnen, Kollegen und Facebook-Freunde wenden sich mittlerweile komplett vom Netzwerk ab. Sie haben keine Lust mehr auf Shit Storms und andere übel riechende Winde, die bei vielen Themen heutzutage mitwehen.

Was ist mit unserer Diskussionskultur passiert?

Warum drehen die Leute reihenweise durch?

Und warum haben so viele Menschen eine Meinung zu Themen, bei denen sich selbst die Experten uneinig sind?

Diese Fragen untersuchen wir in der Episode und dem Artikel hier.

Heute erfährst du:

  • Wie ich das Jahr 2020 finde.
  • Was das Besondere an unserer Zeit ist.
  • Was ich von Corona und den Maßnahmen halte.
  • Warum die Politiker so auf die Pandemie reagiert haben.
  • Wie du Aluhutträgern und Spinnern antworten kannst.
  • Welches Wirtschafts-Modell eine Erklärung für unseren Abschwung liefert.
  • Was den nächsten weltweiten Boom auslösen wird und
  • Wann du bei einem Konflikt emotional werden kannst.    

Viel Spaß beim Hören!

Shownotes


Alle Folgen von „Konflikt-Power aufs Ohr“ findest du hier.


Transkript

Grüß dich! Du hörst die Folge 30 vom Podcast „Konflikt-Power aufs Ohr“. Sie trägt den Titel „Bist du Elite oder Schlafschaf? Das nächste große Ding…“ Mein Name ist Axel Maluschka.

Du erfährst hier ganz nebenbei, wie du Fakt von Meinung unterscheidest. Und wie du auf überzeugte Fanatiker reagieren kannst. Und natürlich reißen wir damit das Thema Kommunikation in der Corona-Krise an. Du erfährst, was das nächste große Ding sein wird und bekommst noch einen Tipp, wie du schmerzhafte Eskalation vermeidest.

Doch zunächst einmal etwas Musik.

[Musik]

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen. Wir haben jetzt November. Und wenn ich zurückblicke, dann muss ich sagen, das war ein echt verrücktes Jahr. Ein nicht normales Jahr.

Corona, Trump, Diskussionskultur - Ein verrücktes 2020

Natürlich ist da die Coronakrise, die Corona-Pandemie, die uns alle in Atem hält. Die Maßnahmen mit sich gebracht hat, die für den ein oder anderen – mich unter anderem auch – sehr schmerzhaft waren.

Dann war da natürlich die Präsidentschaftswahl in den USA mit dem in meinen Augen relativ verrückten Präsidenten – Noch-Präsidenten – Trump, der sich aktuell noch weigert, die Wahlergebnisse anzuerkennen.

Und ich nehme innerhalb der Gesellschaft etwas wahr: Vor allen Dingen in den asozialen Medien – so nenne ich sie jetzt mal in Anlehnung an Marc-Uwe Kling –, aber auch in den normalen Medien wird mittlerweile auf eine Art diskutiert, die ich nur noch als grausam bezeichnen kann.

Und all das will ich in dieser Folge mal ein wenig sortieren vor allen Dingen unter dem Gesichtspunkt der Kommunikation. Und ich werde all das einmal einordnen. Ich mache dir also ein Angebot, all diese Dinge, all diese Erlebnisse, all das Verrückte einzusortieren und ein bisschen besser zu verstehen. Und wir kommen natürlich auch darauf zu sprechen, was das Ganze mit Kommunikation zu tun hat.

Was macht unsere Zeit außergewöhnlich?

Wenn ich mir unsere Kommunikation und die Lage in der Welt anschaue, dann zeichnet unsere Gegenwart 2 Besonderheiten aus. Meiner Meinung nach.

Erstens: Unsere Welt hat sich noch nie so schnell so radikal geändert. Darauf bin ich gestoßen bei der Lektüre von Harari. Vor allen Dingen in seinem zweiten und auch seinem dritten Buch. Letzteres hieß: „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert.“*

Das zweite Buch* fand ich nicht so überzeugend. Aber das dritte war wieder richtig gut. Ähnlich wie das allererste von ihm – der Welt Bestseller „Eine kurze Geschichte der Menschheit"*.

Im zweiten und im dritten Buch hat Harari ausgeführt, dass wir uns derzeit in einer Epoche befinden, die sich so radikal verändert wie möglicherweise noch niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Er hat unter anderem einmal ein Beispiel verwendet: Ein Bauer in China des vierzehnten Jahrhunderts oder auch im Mittelalter in Deutschland konnte zwar nicht wissen, welcher Herrscher ihn demnächst unterdrücken würde. Doch er wusste: in 20 Jahren würde er wahrscheinlich immer noch sein Feld bestellen. Oder seine Nachkommen würden genau das tun auf eine ganz ähnliche Art und Weise, wie er das derzeit tut.

Wir leben allerdings in einer Zeit, in der wir

  1. natürlich mit dem Phänomen KI zu tun haben. Immer mehr Computer und künstliche Intelligenz übernehmen Aufgaben und Arbeiten, die bis dahin Menschen erledigt haben. Und
  2. Der zweite Punkt ist das Thema Biotechnologie. Das hat irgendwie noch keiner so richtig auf dem Schirm. D.h., der Mensch und die Maschine verschmelzen miteinander. Welche Auswirkungen das haben wird, also inwieweit der Mensch sich dadurch verändert, können wir heute überhaupt noch nicht abschätzen. Es kann demnach sein, dass es den Menschen, den Homo Sapiens, so wie er heute existiert, in 50 oder 100 Jahren nicht mehr gibt! Und das machen wir uns tatsächlich bisher nicht bewusst.

Auch die Art, wie wir leben, wie wir wirtschaften, wird sich in den nächsten vermutlich 20 bis 50 Jahren radikal ändern. Wir wissen nicht, welche Jobs wegfallen werden. Es gibt natürlich Prognosen. Doch keiner weiß, wie es konkret aussehen wird.

Die zweite Besonderheit unserer heutigen Zeit ist: Wir waren noch nie so vernetzt.

D.h.:

  • Jeder kann heutzutage alles sagen.
  • Jeder kann alles schreiben und posten.
  • Jeder kann Videos machen.
  • Und beinahe jeder findet auch Leser, Zuhörer oder Zuschauer. Also Leute, die ihn beipflichten.

Dadurch gibt es dann Phänomene wie Shit Storms.

Dadurch gibt es Radikalisierungen innerhalb der eigenen Blase.

Und Informationen verbreiten sich unfassbar schnell. Das geschieht ganz offensichtlich unabhängig davon, ob diese Informationen Fakt oder Fake sind. Sie verbreiten sich unfassbar schnell – und zwar weltweit.

Und das sind 2 Besonderheiten, die uns in eine Situation bringen, die in meinen Augen sogar geschichtlich betrachtet ganz außergewöhnlich ist.

Lebst du bewusst oder stoffwechselst du nur?

Meiner Beobachtung nach machen sich die wenigsten Menschen diese Besonderheiten bewusst. D.h., sie leben eher unbewusst, nehmen jedoch die rasanten Veränderungen der Gegenwart war. Sie nehmen auch die Veränderung unserer Kommunikation wahr. Und dadurch empfinden viele eine diffuse Angst vor der Zukunft, vor dem Ungewissen, was da kommen mag.

Das Ganze kann sich dann unter anderem Luft verschaffen beispielsweise in Verschwörungsideologien oder auch durch den Ruf nach einem starken Führer oder wahlweise auch einer strengen Mutti als Führerin, die uns endlich Orientierung gibt und die uns endlich sagt, wo wir lang gehen sollen.

Bist du Elite oder Schlafschaf Das naechste grosse Ding


Das nehme ich immer wieder wahr sowohl in den sozialen Netzwerken – oder in den asozialen Netzwerken, wie ich sie gern innerlich nenne und jetzt auch mal hier im Podcast. Ich nehme es jedoch auch in persönlichen Diskussionen wahr sowohl in den Schulungen, die ich leite, aber auch natürlich im Freundes- oder Familienkreis.

Vielen Menschen ist meiner Beobachtung nach die Orientierung wichtiger als persönliche Freiheit oder auch als die aufrichtige Suche nach der Wahrheit. Das ist für mich ein wichtiges Fazit, dass ich vor allen Dingen in den letzten Monaten herauskristallisiert hat.

Corona: Lüge, Chance oder Katastrophe?

Kommen wir auf Corona zu sprechen. Wenn wir uns auf diesem Gebiet kursierende Verschwörungsideologien anschauen, können wir uns die Frage stellen: Ist es tatsächlich wahrscheinlich, dass sich Regierungen in der ganzen Welt auf ein Narrativ geeinigt haben – also auf eine gemeinsame Geschichte –, um ihre Bevölkerungen zu maßregeln?

Es wäre das allererste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass das gelungen wäre! Und das halte ich für äußerst unwahrscheinlich.

Mal angenommen, es gäbe tatsächlich eine Verschwörung von Milliardären, den Eliten unserer Welt. Und diese Menschen führen im Geheimen eine solche Operation durch. Dann glaube ich nicht, dass die Aluhutträger und diese komischen Menschen, die man beispielsweise im Fernsehen, in den Medien sieht und in verschrobenen Interviews hört, davon erfahren hätten.

Oder andersherum: dass solche Menschen von einer solchen Verschwörung erfahren, ist der Beleg, dass diese Verschwörung gar nicht existiert.

Mit diesem Argument kannst du auf bestimmte Menschen und deren Verschwörungstheorien bzw. Verschwörungsideologien (das ist das bessere Wort) reagieren. Du kannst demnach sagen: „Wenn es eine echte Verschwörung gäbe unter Menschen, die über unfassbar viele Ressourcen verfügen, dann würdest du nicht davon erfahren.“

Das ist natürlich ein bisschen böse und ein bisschen zynisch. Manchmal jedoch muss man so reagieren, wenn Leute sich komplett verrannt haben.

Was ich von Corona und den Maßnahmen halte

Damit sind wir bei der Frage: Was glaube ich, warum haben unsere Politiker und die Politiker weltweit auf das SARS-CoV-2-Virus in der Form reagiert? Warum haben Sie so drastische Maßnahmen ergriffen?

Wobei mir anmerken sollten: In Deutschland sind die Maßnahmen nicht so drastisch. Wenn jetzt Ausland schauen, sehen wir das es dort jetzt im November während des zweiten Lockdowns Ausgangssperren gibt. So Richtige! Man darf nicht mehr vor die Tür gehen. Verglichen damit geht es uns in Deutschland noch echt gut.

Aber dennoch: lass uns die Frage beantworten, was der Grund sein könnte, warum die Politiker so auf das Virus, auf die Pandemie, auf die Toten reagiert haben.

Bevor ich dir meine Erklärung gebe, will ich noch einmal klarstellen, dass dies eine Meinung ist. Ich bin kein Experte. Ich bin kein Politologe. Ich bin kein Virologe, kein Epidemiologe. Ich bin ein ganz normaler Mensch. Ich beschäftige mich mit dem Thema Kommunikation und Konfliktkultur. Das schon mehrere Jahre. Ich bin im Karate gut und kann dort sicherlich eine fundierte Meinung abgeben. Ich bin Wirtschaftsmathematiker und habe ein gutes Zahlenverständnis.

Das jedoch, was ich jetzt zum Thema sage, ist einfach nur meine Meinung. Sie hat sich im Lauf der letzten Monate herauskristallisiert. Ob sie jedoch so stimmt, das werden wir womöglich nie erfahren.

Trotzdem mache ich dir ein Angebot. Ich erzähle dir, was ich denke, warum die Politiker weltweit – nicht nur in den Demokratien – so reagiert haben, wie es nun einmal geschehen ist.

Zwei Gründe für die Reaktionen auf die Corona-Pandemie

Der erste Punkt ist: Politiker sind im Endeffekt Menschen. Man glaubt es nicht, aber es ist denke ich so! Und diese Menschen haben Angst.

Sie spüren schon seit mittlerweile 10 bis 20 Jahren, dass sie im globalisierten Sturm kaum noch etwas ausrichten können. Und dann kam Corona. Und plötzlich sehen die Politiker die Möglichkeit, Kontrolle zu erlangen. Und zwar durch etwas ganz Einfaches: durch Verbote.

Ich will jetzt nicht diskutieren, ob die Verbote und getroffenen Maßnahmen sinnvoll sind. Ob die das Virus eindämmen. Das will ich nicht diskutieren.

Ich sage nur: Ich bin nicht mit jeder Maßnahme einverstanden. Ich bin auch persönlich betroffen. Ich hatte im ersten Shutdown praktisch Berufsverbot. Ich hatte in der Zeit kein Geld verdienen können. Jetzt im zweiten Shutdown haben wir Trainingsverbot. D.h., wir dürfen kein Karate-Training abhalten. Wir machen das Beste daraus mit Zoom Calls und gemeinsamen Trainings. Aber es ist halt ärgerlich. Und meine Erklärung, warum Politiker so reagiert haben, habe ich dir gerade gegeben.

Der zweite Punkt ist, dass natürlich vor allen Dingen in den Demokratien ein Menschenleben sehr viel zählt. Und genau das gilt es zu retten für die Politiker. Denn stell dir mal vor, die Politiker hätten zu wenig unternommen, um die Menschen zu schützen, um weniger Tote zu haben. Das wäre dann kein Shit Storm mehr in der Presse und in den asozialen Netzwerken gewesen. Dann wäre ein politischer Klimawandel eingetreten. Davon bin ich überzeugt.

Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir prinzipiell bei den getroffenen Corona-Maßnahmen an die Grenzen des politisch Vernünftigen stoßen oder zum Teil schon darüber hinaus sind.

Du wirst protestieren!

Ganz hart formuliert: Es ist nicht sinnvoll, jedes Menschenleben bewahren zu wollen.

Das klingt zunächst einmal sehr hart. Es ist allerdings schon so, dass wir genau das jeden Tag machen. D.h., es wäre vollkommen unrealistisch, jedes Menschenleben bewahren zu wollen.

Ein Todkranker liegt im Krankenhaus. Bei ihm entscheiden normalerweise die Ärzte, ob das Dahinsiechen noch künstlich aufrechterhalten wird oder ob wir dieses Leben beenden, indem wir nicht mehr alle möglichen Maßnahmen ergreifen. Denn das Verlängern des Lebens wäre beispielsweise unfassbar teuer oder irgend eben keinen Sinn mehr, weil der Kranke beispielsweise kaum noch etwas spürt oder weil es um ein paar Tage oder Wochen geht. Und diese könnte man nur mit sehr viel Geld, sehr viel Technik und sehr viel Aufwand realisieren.

Mehr Hungertote als Corona-Tote

Hierzu interessant fand ich eine Zustimmung von Mathias Mogge. Das ist der Generalsekretär der Welthungerhilfe. Er hat in einem Podcast-Interview mit dem Journalisten Gabor Steingart etwas interessantes gesagt bzw. er hat der Aussage von Gabor Steingart zugestimmt. Garbor Steingarten meinte: „Kann es sein, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie weltweit mehr Hungertote verursachen könnte als Coronatote?“

Das geschah in dem Interview ab Minute 9:43 am 12.10.2020 im Podcast „Steingart‘s Morning Briefing“. Ich verlinke in den Shownotes zu dieser Episode bei Spotify. Dort kannst du das nachhören.

Und wie gesagt, Mathias Mogge antwortete: „Ja, das ist so.“

Wir haben demzufolge durch die getroffenen Maßnahmen weltweit wahrscheinlich mehr Tote durch Hunger als wir letztlich Tote direkt durch das Virus haben.

Und woran liegt das?

In den ärmsten Ländern wurden auch Maßnahmen ergriffen. Diese sorgen dafür, dass die Ärmsten der Armen keinen Zugang mehr zum Markt haben. So können beispielsweise Blumenerzeuger in Kenia keine Abnehmer mehr für ihre Blumen finden, weil der Markt komplett von Europa abgeschnitten wurde. Und in Kenia sieht das dann teilweise bei den ärmsten Menschen gleich dramatisch aus.

Meinungen über Corona und die Maßnahmen

Wenn ich Schulungen mit Menschen halte derzeit, dann diskutiere ich natürlich auch ganz gern einmal mit den Teilnehmern über das Thema Corona und die Maßnahmen. Und interessant ist, dass im Grunde genommen jeder Mensch eine Meinung dazu hat. Ich habe sie ja auch!

Die Frage ist nur: 

Wie vehement vertrittst du deine Meinung?

Auf den Social-Media-Kanälen nehme ich das ähnlich wahr. Da werden ja zum Teil wüste Beschimpfungen ausgestoßen, wenn jemand für die Maßnahmen oder dagegen ist bzw. einfach die Maßnahmen kritisiert. Dabei geht es ja nicht darum, dass das Virus geleugnet wird oder dessen Gefährlichkeit, sondern es geht darum, dass die Maßnahmen kritisiert werden. So wird beispielsweise gefragt: Wieso dürfen Menschen in Gottesdienste gehen aber nicht ins Theater? Als ein Beispiel.

Und wenn ich mit Menschen über die getroffenen Maßnahmen diskutiere, dann frage ich immer: „Was wäre denn eine bessere Alternative gewesen?“

Das interessante ist, dass in den seltensten Fällen eine wirkliche Aussage kommt auf diese Frage.

Ich stelle fest, dass nicht nur bei Corona sondern generell viele Menschen Überzeugungen und Meinungen vertreten, für die sie keine Fakten oder nur wenig Wissen anführen können. Und für mich sind Corona und die beschlossenen Maßnahmen eine Art Schmelztiegel. Also ein gebündeltes Beispiel für viele, viele andere Themen der jüngsten Vergangenheit. Wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise oder auch die Finanzkrise vor 10 Jahren. Oder auch bei anderen politischen Krisen, wie sie sich in einigen Ländern durch Möchtegern-Diktatoren zeigen.

Zu jedem Thema haben die Menschen eine Meinung, die sie zum Teil wirklich sehr vehement vertreten. Fast schon nach dem Motto: Bist du für mich oder gegen mich?

Und das erschreckt mich immer wieder. Zumal ich feststellen muss: In den meisten Fällen, wenn ich ein wenig nachhake, merke ich, dass sich die Menschen mit den dahinterliegenden Fakten oder auch mit der Materie nicht sonderlich intensiv beschäftigt haben.

Wettest du auf deine Meinung von heute?

Dazu habe ich ein interessantes Gedankenexperiment gehört. Das hat der Kollege Peter Brandl vorgeschlagen. Dessen Podcast höre ich, ich werde ihn auch in den Shownotes verlinken.

Und er hat in einer Folge zum Thema Kommunikation und den Maßnahmen zu Corona gesagt: „Pass auf, wir legen beide eine Summe auf den Tisch, die uns nicht umbringen würde, wenn wir sie verlieren. Aber sie muss schon wehtun.“ Er hat dann vorgeschlagen, einmal 5000 € zu nehmen.

Und hier ist die Frage: Würdest du heute wetten, dass deine Meinung zum Thema Corona oder zum Thema Corona-Maßnahmen in ein, 2 oder auch 5 Jahren noch richtig ist?

Würdest du deine 5000 € wirklich setzen?

Im Moment würden vielleicht sogar Experten diese Wette nicht eingehen. Denn ich habe manchmal das Gefühl, selbst die Experten streiten sich über bestimmte Themen und über mögliche Maßnahmen und über den Sinn bestimmter Maßnahmen.

Von daher finde ich diesen Vorschlag der Wette sehr interessant.

Wenn du selber bei einem Thema eine Meinung vehement vertrittst, frag dich einfach mal: Würdest du auf deine Meinung heute 5000 € wetten, dass in 5 Jahren, wenn klar ist, was richtig war und was falsch, deine Meinung als richtig gilt?

Der Grund für diese Corona-Folge

Jetzt fragst du dich vielleicht langsam: Was soll diese Folge heute? Hier im Podcast geht‘s doch normalerweise um Kommunikation und Konfliktkultur.

Ich verrate dir, warum ich mich für das Thema und auch für den sicherlich provokanten Titel entschieden habe.

Ich habe vor 2 bis 3 Tagen einen Vortrag von Erik Händeler gesehen. Das ist ein Wirtschaftsjournalist. Und er hat auf der Convention der GSA – der German Speakers Association, dem Berufsverband der deutschen Vortragsredner – einen Vortrag gehalten. Und dieser Vortrag hat mich inspiriert zu der heutigen Folge.

Ich habe Erik Händeler schon einmal erlebt vor 8 Jahren bei einem Vortrag. Damals live auf der Bühne. Dabei hat er über die Kondratjew-Zyklen gesprochen.

Warum die Weltwirtschaft gerade abschmiert

Nikolai Kondratjew war ein sowjetischer Wirtschaftswissenschaftler, der allerdings nicht auf kommunistischer Linie war. Deshalb wurde er sogar für seine Theorie 1938 hingerichtet. Denn diese Theorie entsprach nicht der marxistisch-leninistischen Ideologie, nach der sich der Kapitalismus ja irgendwann von selbst erledigt.

Kondratjew hat langfristige Zyklen in der Weltwirtschaft entdeckt. Und die wurden später nach ihm benannt: die Kondratjew-Zyklen.

Der erste Zyklus begann mit der Entwicklung der wirtschaftlich nutzbaren Dampfmaschine. James Watt hat ja die Dampfmaschine nicht erfunden, sondern sie nur wirtschaftlich nutzbar gemacht. So ähnlich war das bei Guttenberg mit dem Buchdruck.

Die Dampfmaschine ist Ende des achtzehnten Jahrhunderts wirtschaftlich nutzbar geworden und wurde dann in der Wirtschaft eingesetzt hauptsächlich natürlich in den Webereien. Diese Dampfmaschinen haben sich weltweit verbreitet in den Industrienationen, bis die damalige Wirtschaftswelt gesättigt war.


Nicht im Podcast, sondern nur hier: 

Ich hatte nach Veröffentlichung der Episode Kontakt mit Erik Händeler. Und er wies mich auf einige Punkte hin, die ich hier korrigiere oder ergänze.

Dampfmaschinen wurden zunächst im Bergbau zur Entwässerung eingesetzt, dann in Spinnereien. Erst 20 Jahre später in Webereien. 


60 Jahre, nachdem der Aufstieg der Dampfmaschine begonnen hatte, war die Weltwirtschaft komplett gesättigt und ist anschließend in eine Regression und dann in eine Depression gestürzt.

Es ging dann wieder bergauf. Eine neue Technologie wurde gesucht und gefunden. Laut Kondratjew war das die Eisenbahn mit dem hauptsächlichen Rohstoff Stahl. Die Welt wurde „eisenbahnifiziert“. Nein, d.h.: die Welt wurde ausgestattet mit dem neuen Transportweg Eisenbahn. Der Höhepunkt erfolgte dabei Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Dann kam wieder die Depression. Die Weltwirtschaft stürzte ab.


Nicht im Podcast, sondern nur hier: 

Eisenbahnschienen wurden zunächst tatsächlich aus Eisen hergestellt. Erst ab 1890 wurde es möglich, sie aus Stahl zu produzieren. 


Bis dann die Themen Elektrizität und Chemie aufkamen. Irgendwann war die Industriewelt durchgehend elektrifiziert. Das war ungefähr 1900. Auch danach erfolgte wieder ein Absturz der Weltwirtschaft.

Anschließend kamen dann die Autos und das Öl. Den Höhepunkt haben wir etwa 1960 erlebt. Auch dann fiel wieder die gesamte Weltwirtschaft in ein Tal.

Und der letzte Zyklus war das Thema IT, Informationstechnologie, Computer und Internet. Und da war wahrscheinlich der Höhepunkt Mitte der neunziger Jahre.

Jetzt im Moment befinden wir uns wieder in einer rasanten Talfahrt weltweit. Und dabei ist die große Frage: Was ist das nächste große Ding?

Was bringt den nächsten Boom?

Ich kann mich erinnern, vor 8 Jahren sagte Erik Händeler auf der Bühne, man wisse es nicht genau. Und er hat sich auch nicht festgelegt, was das nächste große Ding sein könnte.

Damals sprach man noch davon, es könnte Nanotechnologie sein, Biotechnologie, wie ich es auch schon ganz am Anfang einmal angesprochen habe.


Nicht im Podcast, sondern nur hier: 

Erik hat mich darauf hingewiesen, dass er damals etwas anderes betont hat. Er schreibt mir: "Dabei habe ich ... immer auch über seelische Gesundheit gesprochen, die sich auf den produktiven Umgang mit Wissen auswirkt." 


Erik Händeler hat sich jetzt jedoch festgelegt. Er sagte, dass das nächste große Ding vermutlich keine Technologie im eigentlichen Sinn ist – also das sage ich jetzt –, sondern das nächste große Ding wird wahrscheinlich sein: Kommunikation.

Das nächste große Ding ist: Kommunikation.

D.h., wie wir Menschen miteinander reden, wie wir miteinander umgehen. Das hat mich persönlich mit meinem Thema natürlich sehr motiviert und sehr aufgebaut. Da habe ich mir gesagt: Wow! Da bin ich demnach mit meinem Thema ganz weit vorn. Und darüber habe ich mich richtig gefreut.

Und diese Gedanken wollte ich mit dir teilen.

D.h., Kommunikation könnte der Schlüssel für das nächste Wirtschaftswachstum, für den nächsten Boom sein. Und wenn du dich mit Kommunikation beschäftigst – und das was wir gerade, indem du meinen Podcast hörst oder hier den Artikel Blog liest –, zeigt das, dass du vorne mit dabei bist. Dass du Vorreiter bist. Und dass du damit Elite bist und kein Schlafschaf, was das Thema, wie wir miteinander reden, völlig verpennt.

Beruhigender Tipp für deine Konflikte

Abschließend gebe ich dir noch einen kleinen Tipp. Und der stand auch aus dem Vortrag von Erik Händeler. Übrigens kannst du den Vortrag, so glaube ich, in einem Paket bei der GSA kaufen. Ich schaue mal, ob ich den Link finde, dann verlängere ich es in den Show Notes.

Er hat einen Tipp gegeben. Er hat gesagt, beim Thema Konflikte Zwei beteiligt sind und einer wird laut, wird emotional, dann reicht es, wenn einer gelassen und ruhig bleibt und sich nicht emotional mitreißen lässt. Dann eskaliert der Konflikt nicht.

Diesen kleinen Tipp fand ich sehr hilfreich. Es heißt, wenn du in einem Konflikt bist, und du merkst, der andere dreht hoch, gibt alles, dass du ruhig bleibt dabei. Andersherum: Erik Händeler hat seine Frau als Beispiel angeführt. Er sagte, wenn er einmal emotional wird und seine Frau bleibt ruhig, dann spürt er intuitiv: okay, jetzt darf er mal hochdrehen, weil seine Frau ihn seine Frau notfalls wieder runterholt.

Und das fand ich sehr schön. D.h., im Konflikt müssen nicht immer alle ruhig bleiben. Wir dürfen und sollen Konflikte austragen. Wir sind schließlich keine Maschinen, die Emotionen einfach abschalten können. Wir sind Menschen.

Und ich freue mich darauf, wenn das nächste große Ding weltweit in der Wirtschaft Menschlichkeit und Kommunikation sein werden.

In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute. Ich hoffe, die Folge hat ihr Spaß gemacht. Sie war mal ein wenig unüblich. Mir lag es jedoch am Herzen, dass mit ihr zu teilen.

Ich wünsche dir alles Gute. Und bis demnächst! Ciao! Ciao! Tschüss!

Ach so! Halt!

Bevor wir Tschüss sagen, noch kurz der Link zu Show Notes. Du findest wieder alles inklusive der Links und auch dem Transskript, also eine Abschrift, unter maluschka.com/030 für die dreißigste Episode.

Ja! Das war heute ein kleines Jubiläum. Juchu!

Jetzt aber: Mach‘s gut! Tschüss! Ciao! Ciao!


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Bild: Eigenmix aus den Bildern von Mitchell Y. und Jack Seeds / unsplash.com

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