Diese drei Skills brauchst du als
Trainer, Dozent und Lehrer.
Ohne sie stirbst du jeden Tag aufs Neue.

VON Axel Maluschka
14. Januar 2022

Achtzehn Erwachsene sind in einem Raum eingesperrt. 

Es ist dunkel. Der Beamer knallt hässliche Bilder an die Wand.

Eine Stimme schrillt gegen die Menschen. 

Diese sehnen sich nach der ersten Frühlingssonne, die vor dem Fenster die Stadt erleuchtet. 

Doch wir müssen im stickigen Zimmer bleiben. Denn wir haben eine Schulung. 

Die "Trainerin" liest an diesem Tag sechs Stunden lang vor. Keine Übungen, keine Interaktion. Noch nicht einmal Diskussion ist gestattet.

Dies war eine der schlechtesten Veranstaltungen dieser Art, die ich je erlebt habe. Das war 2008. 

Lerneffekt: NULL. 

Freude: NULL. 

Frust: 100 %.

Der Dame, die die Veranstaltung leitete, fehlte jeglicher Skill zu einer Trainerin oder einer Dozentin. Sie hatte es einfach nicht drauf. 

Was du brauchst, um als TrainerIn, DozentIn oder LehrerIn Freude am Job zu haben und deine SchülerInnen und TeilnehmerInnen glücklich zu machen, hörst du in dieser Episode.

Heute erfährst du: 

  • Welche Eigenschaften und Kompetenzen du als LehrendeR unbedingt benötigst.
  • Warum diese Skills wichtiger sind als Fachkompetenzen.
  • Was du tun solltest, wenn die einen oder mehrere Skills nicht hast.

Viel Spaß beim Hören!

Shownotes


Alle Folgen des Podcast findest du hier.


Transkript

Grüß dich! Du hörst die Folge 57 vom Podcast "Der Schwarzgurt-Effekt für dein Business", dem Podcast für souveräne Business-Trainer und herausragende Dozenten. Und auch Lehrer profitieren von der heutigen Folge. Sie trägt nämlich den Titel: "Diese drei Skills brauchst du als Trainer, Dozent und Lehrer. Ohne sie stirbst du jeden Tag aufs Neue". Mein Name ist Axel Maluschka.

Du erfährst hier ganz nebenbei, welche Eigenschaften du als Lehrender oder Lehrende unbedingt benötigst. Warum sie wichtiger sind als Fachkompetenz. Und was du tun solltest, wenn du diese Skills nicht hast.

Und bevor wir starten, kommt natürlich erst mal wieder unsere Musik.

[Musik]

Woher weiß ich das?

Vielleicht hast du dich jetzt zuerst gefragt: Warum soll ich dem Axel denn bei diesem Thema zuhören? Das kann ich ganz einfach beantworten. Ich habe über 30 Jahre pädagogische Erfahrung.

Und wenn ich so was raushaue, dann fragen mich die meisten Leute: Wann hast du angefangen zu unterrichten? Und da sage ich immer: "Als Schüler. Ich war, glaube ich, 15 oder 16, als ich das erste Mal Nachhilfe gegeben habe."

Da habe ich meine ersten Erfahrungen als Lehrer, als Unterrichtender, gesammelt. Als Student später, habe ich das erste Mal Gruppen unterrichtet. Das war eine ganz neue und herausfordernde Erfahrung, aber hat mir Spaß gemacht.

Und seit 2006 unterrichte ich ausschließlich Erwachsene, also keine Jugendlichen mehr. Und das sind Menschen aus Firmen, aus Unternehmen und auch aus Behörden.

Aber ich habe auch ganz lange arbeitslose Menschen unterrichtet bzw. Menschen, die auf dem zweiten Arbeitsmarkt unterwegs waren. Das waren meine heftigsten Erfahrungen als Dozent. Da habe ich mental erkrankte oder mental genesene Menschen unterrichtet. Da habe ich eine ganze ganze Menge gelernt, vor allen Dingen an den sogenannten Soft Skills.

Ich werde heute öfters mal gefragt, wenn es in meinen Workshops, in meinen Seminaren, etwas hitziger zur Sache geht: "Wie schaffen Sie das, dass Sie da so ruhig bleiben?" Und dann sage ich: "Ich habe mit ganz anderen Menschen zusammengearbeitet." Mich erschrickt so leicht nichts beim Thema Unterricht oder Training.

Warum mir das Thema am Herzen liegt

Das Thema heute liegt mir auch deshalb so sehr am Herzen, weil ich einige echt gute Trainer erleben durfte in meinem Leben. Ich hatte das Glück, wirklich als Teilnehmer von den Besten der Besten im deutschsprachigen Raum lernen zu dürfen.

Auf der anderen Seite gab es auch ganz viele echt miese Trainer, miese Dozenten. Und vor allen Dingen erinnere ich mich an meine Schulzeit. Da gab es eine ganze Menge echt schlechte Lehrer.

Und erschreckend fand ich auch folgendes während meiner Studienzeit. Ich habe eine Zeit lang Erziehungswissenschaften in Bonn studiert. Und an unseren Seminaren nahmen auch die Lehramtskandidaten teil. Das waren diejenigen Studenten, die mal Lehrer werden wollten. Und wenn ich mit den Leuten gesprochen habe, fand ich eines sehr erschreckend. Ich fragte: "Warum willst du Lehrer werden?" In über 50 Prozent der Fälle war die Antwort: "Ach, ist doch ein cooler Job. Du schiebst eine ruhige Kugel, hast viele Ferien und im Großen und Ganzen ist das nicht so anstrengend."

Und ich dachte mir immer: Meine Fresse, das werden bestimmt die Leute, unter denen ich zehn Jahre vorher in der Schule noch gelitten hatte. Also von daher: überprüfe deine Motivation, bevor du dich an das Thema Trainings oder gar Unterricht als Lehrer Lehrerin heran wagst.

Damit starten wir mal mit den drei Skills oder den drei Fähigkeiten auf Deutsch.

Der erste Skill für Trainer, Dozenten und Lehrer

Punkt Nummer eins ist die Begeisterung fürs Fach. Also für das, was du vermittelst. Und dabei geht es noch gar nicht mal so sehr um die fachliche Kompetenz, sondern es geht wirklich darum, dass du brennst für dein Fach. Dass du brennst, für deine Inhalte. Es muss so sein: Wenn du nachts geweckt werden würdest, könntest du aus dem Stehgreif über deinen Kram einen Monolog halten. Du könntest 10 Minuten sofort wie aus der Pistole geschossen etwas dozieren. Weil du es einfach gerne machst. Weil dir das Thema am Herzen liegt. Weil du dafür brennst.

An der Stelle zitiere ich den Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther. Ich weiß nicht mehr, in welchem Buch das gesagt hat. In einem seiner Bücher, die ich gelesen habe. Da hat er gesagt: Die wichtigste Voraussetzung fürs Lernen ist die Beziehung zum Lehrer.

Lehrer und Lehrerin sind Vorbilder. Sie inspirieren, sie ermutigen, sie laden ein. Und in dem Sinne: Wenn du dich nicht für deine Inhalte begeistern kannst, hey, wie willst du dann Begeisterung bei deinen Schülern oder bei deinen Trainingsteilnehmern wecken? Von daher: begeistere dich!

Zum Thema habe ich auch einen kurzen Artikel im Uni-Blog von der Uni Mainz gefunden. Der trägt den Titel "Warum Enthusiasmus im Lehrerberuf wichtig ist. Ein Blick in die Forschung." Und der Artikel fasst zusammen: Die Begeisterung ist wichtig, sowohl fürs Unterrichtsklima oder eben auch fürs Klima während Trainings. Und er verbessert die Leistungen der Schüler. Oder anders gesagt: das was deine Trainingsteilnehmer mitnehmen oder deine Studenten.

Dann stelle ich eine weitere dazu passende Frage in den Raum: Was genau merkst du dir ? Was unterstützt, dass du dir Dinge besser merken kannst?

Die Antwort ist ganz einfach: Alles, was mit Emotionen behaftet ist.

Wenn du Zahlen, Daten, Fakten auswendig lernen sollst wie im Geschichtsunterricht, wo dir der Lehrer ein paar Fakten und ein paar Daten hinknallt. Und du sollst sie auswendig lernen, um in der nächsten Klausur zu bestehen. Da wirst du dich nach der Klausur wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern. Es sei denn, du bist geschichtsbegeistert.

Wenn du aber mal daran denkst, an was du dich in deinem Leben erinnerst. Wie beispielsweise den ersten Kuss, den ersten Sex. Dann machst du das deshalb, weil du in der Zeit sehr aufgeregt, sehr aufgewühlt warst. Weil du viele, viele Emotionen mit dir herumgetragen hast. Und hey, an den ersten Kuss, den ersten Sex erinnern wir uns ein Leben lang. Oder wie ist das bei dir?

Und was machst du, wenn dich dein Fach langweilt? Also wenn du sagst: Oh nein, noch mehr Jura! Noch mehr Steuern! Noch mehr Mathe!

Dann kann ich nur zwei Dinge dir empfehlen: Durchhalten.

Manchmal ist diese Langeweile nur ein Plateau der Begeisterung. Du hast ein bisschen die Nase voll. Mir ist das im Budo so gegangen, also in der Kampfkunst. Im Karate, im Kickboxen. Was ich alles trainiert habe.

Manchmal hatte ich Phasen in meinem Leben, da dachte ich mir: Jetzt mal irgendeine kleine Trainingspause - das wäre schön. Und ich habe tatsächlich auch Trainingspausen eingelegt von teilweise bis zu einem Jahr. Das mache ich jetzt seit zehn Jahren nicht mehr. Also seit ich den Schwarzgurt habe, hatte ich keine echte Trainingspause mehr. Außer natürlich die erzwungenen im Lockdown. Aber vorher gab es immer mal wieder Phasen, wo ich mich nicht so recht fürs Training begeistern konnte.

Und hey, das ist ein Plateau. Das ist eine Phase, wo du einfach durchhalten musst und dann machst du später weiter.

Wenn du aber merkst: Oh, das Plateau dauert jetzt zwei Jahre, ich habe echt kein Bock mehr auf mein Fach. Dann kann ich nur sagen: Denk mal drüber nach, wie du das Fach wechseln kannst.

Wenn du beispielsweise Kommunikationstrainer bist und Kommunikation langweilt dich. Du hast nichts Neues dazu zu sagen. Du hast nichts beizutragen. Dann guck mal, ob du dich entweder spezialisieren kannst. Oder ob dich etwas ähnliches wie Kommunikation reizt als Thema, z. B. nonverbale Kommunikation.

Wichtig ist, dass du Lust hast, in das Thema einzutauchen und dann auch entsprechend am Ball zu bleiben.

Fähigkeit Nr. 2 für Trainer, Dozenten und Lehrer

Kommen wir zu Skill Nummer zwei. Du solltest natürlich Freude an der Arbeit mit Menschen haben. Und speziell solltest du Freude daran haben, dass du den Menschen hilfst, besser zu werden, sich zu entwickeln.

Ich mag und brauch beides. Ich brauche einmal die Arbeit mit Menschen. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten. Ich liebe es, Leute besser zu machen, sie zu trainieren.

Ich mag aber genauso auch das Alleinsein. Und ich brauche das auch immer mal! Also wenn ich zum Beispiel ein Seminar gebe, dann machen wir Pause. Und es ist oft so, dass die Seminarteilnehmer, die Workshopteilnehmer, um dich als Trainer herumtänzeln. Und dann fragen sie: "Ach, Herr Maluschka, kann ich mal noch kurz etwas..." Und ich sage dann: "Entschuldigen Sie, ich brauche jetzt eine Pause. Ich muss meine Viertelstunde um Block laufen und mein Kopf durchlüften." Dafür haben sie dann Verständnis. Und oft stecke ich mir die die Stöpsel ins Ohr. Früher habe ich es sogar so richtig fette Kopfhörer aufgesetzt, damit jeder sieht: ich will im Moment nicht angequatscht werden. Ich bin ein typischer Introvertierter. Das sieht so auf meiner Über-mich-Seite, da hab ich das auch beschrieben. Ich kann ja auch gerne in die Shownotes verlinken.

Ich bin ein Introvertierter. Ich tanke auf, wenn ich allein bin.

Wenn ich mit Menschen zusammen bin, ziehen die mir Energie ab. Ich mag das. Ich mag es, mit Menschen zusammen sein. Ich muss das auch haben. Aber es ist trotzdem anstrengender für mich als für einen anderen Menschen. Ich glaube, die heißen Extravertierte. Habe ich letztens mal gelesen. Nicht Extro-, sondern Extravertierte.

Ein Extravertierter und eine Extravertierte brauchen Menschen. Und es kostet sie Energie, allein mit sich zu sein.

Ich mag beides. Und ich kann dir nur empfehlen: wenn du keine Freude hast an der Arbeit mit Menschen, wenn es dich jedes Mal gruselt, wenn du nur an deinen Job denkst, an deine Aufgaben, an das, womit du dein Geld verdienst, dann kann ich nur sagen: "Reiß dich zusammen, aber reduziere deine Trainings oder dein Unterricht auf ein erträgliches Maß."

Wenn du jedoch echt lieber Excel magst, als mit Menschen zu arbeiten, dann wechsele doch ganz hinter das Display. Dann sieh zu, dass du einen Job bekommst, bei dem du dich nerd-mäßig hinterm Bildschirm vergraben kannst.

Das ist vielleicht kein richtig guter Tipp, aber wer mit Menschen arbeitet, der sollte unbedingt Freude daran haben.

Die unterschätzte Fähigkeit Nr. 3 für Trainer, Dozenten und Lehrer

Und Skill Nr. 3: Du solltest ein natürlicher, sprich ein demütiger, und nur zeitweiliger Alpha sein.

Ich hätte auch sagen können Leader. Führer wird im deutschsprachigen Raum nicht mehr so oft und gerne gesagt.

Du solltest jemand sein, der den zu trainierenden Menschen vorstehen will. Du solltest Spaß daran haben, die Nummer Eins im Raum zu sein.

Gleichzeitig solltest du eine natürliche Nummer Eins sein. Das heißt, die Schüler oder Teilnehmer, Teilnehmerinnen, Schülerinnen, folgen dir in dem Moment freiwillig, weil du ihnen nämlich etwas zu geben hast. Weil sie dank deiner Hilfe besser werden. Und natürlich, weil deine Begeisterung fürs Fach ansteckend ist.

Du behandelst die Menschen auf Augenhöhe. Und du weißt: in deinem Fach bist du weiter als die anderen. Aber auf ihren jeweiligen Gebieten sind sie dir überlegen. Und das ist völlig okay.

Du hast gerade das Glück, dass du diese Menschen unterrichten darfst, dass du sie trainieren darfst. Aber sobald das Training, der Unterricht, vorbei ist, sind die Leute dir möglicherweise überlegen.

Ein Beispiel: Ich habe für ein paar Jahre in einem sozialen Projekt gearbeitet. Dort habe ich junge Erwachsene unterrichtet, die einen schwierigen Start ins Leben hatten. Natürlich war ich ihn überlegen in Sachen Lebensgestaltung, in Sachen Bewerben, in Sachen Lebensplanung, auch in Mathe, Deutsch und so weiter. Aber sobald die Jungs und Mädels geredet haben über Moped-schrauben, auch teilweise Moped-frisieren und so weiter, da war ich raus. Da konnte ich nur mit den Ohren schlackern und staunend zuhören.

In diesem Sinne: sei demütig und wisse, du bist jetzt gerade Trainer. Du bist jetzt gerade Trainerin, Lehrerin, Dozentin, Dozent, Lehrer. Aber wenn das Training vorbei ist, bist du wieder Mensch, bist du Gleicher unter Gleichen.

Und genau diese demütige Haltung empfehle ich dir. Nimm sie mit in deine Workshops, Seminare, in deinen Unterricht.

Wenn du das nicht schaffst, kann ich nur sagen: Geh aus deinem Beruf raus, wechsle den Job.

Schlechte Trainer, schlechte Lehrer, schlechte Dozenten haben wir zur Genüge. Und die versauen die Menschen. Die versauen damit unsere Gegenwart und auch unsere Zukunft.

Wenn es nicht dein Beruf ist, scheiß' auf Beamtentum! Geh da weg! Du machst den Menschen und dir selber das Leben zur Hölle.

Ich hoffe, die drei Skills und die Tipps haben dir ein bisschen was gebracht.

Okay, sowas wie Wechsel im Beruf ist vielleicht nicht ganz so einfach umzusetzen, aber es mag vielleicht ein kleiner Denkanstoß sein.

Bitte, bitte!

Ich bitte dich, wenn du meinen Podcast cool findest, dann drück doch mal den Folgen-Button, wenn du das noch nicht getan hast. Also werde Abonnent.

Und die Shownotes zur heutigen Folge findest du unter Maluschka.com/057 für die 57. Episode.

Ich danke dir ganz herzlich fürs Zuhören. Ich darf jetzt mich einmal verabschieden in einen kleinen Urlaub. Meine Frau, mein Sohn und ich machen ein bisschen Urlaub. Ich denke aber, dass ich die nächste Folge im gewohnten Rhythmus raushaue. Falls nicht, weißt du warum.

Okay, mach's gut. Ciao! Ciao! Und tschüss.


Bild: Cookie the Pom / unsplash.com

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