Erfolg und Glück! Nur eine Frage der Achtsamkeit?

VON Axel Maluschka
30. August 2013

Gichin Funakoshi, der Begründer des modernen Karate; sagt:

Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit.

Oft wird seine Karate-Regel Nr. 7 auch mit „Unheil geschieht durch Nachlässigkeit“ übersetzt.

Das Gegenteil von Unheil und Unglück sind Erfolg und Glück. (Wobei ich hier nicht die hedonistischen Glücksspitzen meine, sondern eher eine Lebenszufriedenheit.) Demnach müssten wir achtsam und geduldig sein, um im anhaltenden Glück schwelgen zu können. Stimmt das?

Erfolg ist das Erreichen von Zielen

Betrachten wir zunächst den Erfolg, an dem wir arbeiten. Ich möchte an der Stelle nicht weiter unterteilen in intrinsisch und extrinsisch motivierte Ziele. Für mich ist jedoch klar, dass Erstere – aus uns selbst gewünschte – deutlich stärker und wahrhaftiger sind.

Im Wort Erfolg steckt erfolgen. Im besten Fall denken, entscheiden und handeln wir. Die Konsequenzen sind Erfolg, Folgenlosigkeit oder Misserfolg. Manchmal lassen wir auch das Denken weg und ersetzen es anschließend durch Rechtfertigen. Oder durch die Behauptung, wir hätten alles gut durchdacht gehabt.

Ist Erfolg planbar?

Doch bietet das Leben klare Kausalitäten? Wenn ich A tue, erfolgt dann stetig B?

Ich schließe mich an dieser Stelle Rolf Dobelli an, der in seinem Büchlein „Die Kunst des klaren Denkens“* den Outcome Bias beschreibt. Wir sollten Entscheidungen nie aufgrund des Ergebnisses beurteilen. Denn letztlich kann das Ergebnis Zufall sein. Oder anders formuliert: Wir haben in einem komplexen System nicht alle Informationen überblickt und dennoch ein gutes Ergebnis erreicht. Das muss aber nicht zwangsläufig von unseren Entscheidungen und Handlungen abhängen. (Laut Dobelli sollten wir unsere Entscheidungen dann als richtig oder gut ansehen, wenn wir in derselben Situation wieder so entscheiden würden.)

Auch ich brenne für meine Ziele und verfolge sie hartnäckig. Und dennoch plädiere ich an dieser Stelle für mehr Gelassenheit gegenüber Erfolg und Misserfolg. Aus Misserfolgen können und sollten wir lernen, um uns weiterentwickeln zu können. An Erfolgen sollten wir uns erfreuen, ohne dabei abzuheben. Wenn wir demütig sind vor dem komplexen Leben, finden wir zur wohltuenden Gelassenheit.

Achtsam sein = Glücklich werden?

Wem oder was gegenüber sollte ich achtsam sein, um höchst zufrieden zu leben?

Meiner inneren und äußeren Welt gegenüber.

Für das Innen helfen folgende Fragen: Was will ich und warum? Was sagt mein Bauchgefühl? Bin auf meinem Weg, auf dem richtigen?

Für das Außen bleibt die Empfehlung, auf unsere Mitmenschen zu achten und auf die Umgebung. Auf Bedürfnisse unserer Zeitgenossen und die Schönheit im Alltäglichen. Erwähnen möchte ich hier das Konzept Wabi-Sabi, das über Zen seinen Einzug in die geistige Dimension der Kampfkünste gefunden hat.

Fazit

Verhindern wir nun jedes Unheil, wenn wir nur achtsam sind?

Ich glaube, wirklich jedes Unglück lässt sich nicht vermeiden. Aber extrem viele. Und letztlich liegt es in der Interpretation jedes Einzelnen, was ein Unglück war oder langfristig vielleicht doch als Glück und Lernchance bezeichnet werden kann.


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