Wenn du an dein Unternehmen denkst, an dein Team, deine Abteilung:
Ich wollte es genau wissen und habe recherchiert und gerechnet.
Die Antworten sind erschreckend und sollten jeden Unternehmer aufwecken.
Alle reden von Digitalisierung. Doch deren monetäres Potenzial macht nur einen Bruchteil davon aus, was mit besserer Kommunikation in Unternehmern und anderen Organisationen möglich ist.
Viel Spaß beim Hören!
Hier findest du meine Berechnungen zu den recherchierten Zahlen. Die Kalkulation zu den ermittelten Prozentzahlen der praktischen Beispiele ist zu simpel, als dass ich sie hier aufführen wollte.
Quelle: destatis, Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Jahr 2018)
26,2 Mio. Normalarbeitnehmer, 7,5 Mio. atypisch Beschäftigte, Teilzeit: 4,6 Mio.
Vollzeit atypisch (befristet): 7,5 Mio. – 4,6 Mio. = 2,9 Mio
26,2 Mio. + 2,9 Mio. = 29,1 Mio. Vollzeit Beschäftigte
29,1 Mio. Vollzeit + 4,6 Mio. Teilzeit Beschäftigte = 33,7 Mio. Beschäftigte gesamt
Andere Zahl:
Quelle: destatis, Statistisches Bundesamt Wiesbaden
2018: 33,3 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland
(Die Differenz von 400.000 Menschen zwischen den beiden Zahlen kann ich nicht erklären. Sie ist allerdings auch nicht erheblich - sie entspricht 1,2 % Abweichung.)
Vollzeit 2019: 3.997 € Bruttoverdienst
Teilzeit 2019: 2.117 € Bruttoverdienst
Quelle: destatis, Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Lohnnebenkosten 2016: 23,1 %
Quelle: destatis, Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Vollzeit: 3.997 € × (100% +23,1%) = 4.920 €
Teilzeit: 2.117 € × (100% +23,1%) = 2.606 €
Vollzeit: 29,1 Mio. × 4.920 €/Monat × 12 Monate = 1.718.064.000.000 € = 1.718 Mrd. € = 1,718 Bill. €
Teilzeit: 4,6 Mio. × 2.606 €/Monat × 12 Monate = 143.851.200.000 € = 144 Mrd. €
Gesamt: 1.718 Mrd. € + 144 Mrd. € = 1.862 Mrd. €
Quelle: DIW Führungskräftereport 2017 (nennt Zahlen von 2015)
Führungskräfte in Deutschland: 4,9 Mio.
"Nicht-Chefs":
33,7 Mio. Beschäftige - 4,9 Mio. Chefs = 28,8 Mio. "Nicht-Chefs"
Mindestannahmen:
10 % der Arbeitszeit bei "Nicht-Chefs" für Konflikte,
30 % der Arbeitszeit bei Chefs für Konflikte
(28,8 Mio. × 10 % + 4,9 Mio. × 30 %) : 33,7 Mio. = 12,9 %
Alle Beschäftigten in Deutschland verschwenden im Schnitt mindestens 12,9 % ihrer Arbeitszeit für das Austragen von Konflikten.
Durchschnittsannahmen:
12,5 % der Arbeitszeit bei "Nicht-Chefs" für Konflikte,
40 % der Arbeitszeit bei Chefs für Konflikte
(28,8 Mio. × 12,5 % + 4,9 Mio. × 40 %) : 33,7 Mio. = 16,5 %
Alle Beschäftigten in Deutschland verschwenden im Schnitt 16,5 % ihrer Arbeitszeit für das Austragen von Konflikten.
Hinzu kommen die Konfliktfolgekosten, sodass wir für die gesamtwirtschaftlichen Kosten auf 20 % aufrunden können.
(Anmerkung: Ich hätte die Zahlen zusätzlich nach Kosten der Arbeitszeit der Chefs und der "Nicht-Chefs" gewichten können. Chefs sind teurer, damit würde die Zahl der Gesamtkonfliktkosten noch einmal steigen. Diese Rechnung erspare ich dir jedoch an dieser Stelle.)
Annahme: 20 % der Arbeitszeit werden Konflikte ausgetragen.
20% × 1.862 Mrd. €/Jahr = 372 Mrd. €/Jahr
Annahme: 15 % der Arbeitszeit werden Konflikte ausgetragen.
15% × 1.862 Mrd. €/Jahr = 279 Mrd. €/Jahr
Annahme: 10 % der Arbeitszeit werden Konflikte ausgetragen.
10% × 1.862 Mrd. €/Jahr = 186 Mrd. €/Jahr
(Anmerkung: Im Podcast und im Transkript ist die Rede vom "Bruttosozialprodukt". Dies ist eine veraltete Bezeichnung für die Jahreswirtschaftsleistung eines Landes. Heute "...[ist] das Bruttoinlandsprodukt (BIP) [...] ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum." Ich habe mich wohl nicht mehr exakt an die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung erinnert, die ich Anfang der 90er Jahre in meinem VWL-Studium behandelt hatte. Oder aber mir war der Song von Geier Sturzflug im Ohr.)
Quelle: destatis, Statistisches Bundesamt Wiesbaden
BIP 2018: 3,34 Bill. € = 3.340 Mrd. €
186 Mrd. € jährliche Konfliktkosten (10 % der Arbeitszeit):
186 Mrd. € : 3.340 Mrd. € × 100 % = 5,6 %
Durch miese Kommunikation und ungünstige Konfliktkultur verschwendet die deutsche Wirtschaft jährlich mindestens 5,6 % ihrer Gesamtleistung.
372 Mrd. € jährliche Konfliktkosten (20 % der Arbeitszeit):
372 Mrd. € : 3.340 Mrd. € × 100 % = 11,1 %
Durch miese Kommunikation und ungünstige Konfliktkultur verschwendet die deutsche Wirtschaft jährlich wahrscheinlich 11 % ihrer Gesamtleistung.
Die Kalkulation für 15 % der Arbeitszeit ergibt sich analog bzw. kann als Durchschnitt aus 5,6 % und 11,1 % gebildet werden: (5,6 % + 11,1 %) : 2 = 8,4 %
Alle Folgen von „Konflikt-Power aufs Ohr“ findest du hier.
Grüß dich! Du hörst die Folge 28 vom Podcast „Konflikt-Power aufs Ohr“. Sie trägt den Titel „Horror-Studien für Unternehmer: 20 % der Personalkosten finanzieren Konflikte“. Mein Name ist Axel Maluschka.
Du erfährst hier ganz nebenbei, wie teuer Konflikte in Unternehmen sind. Welche Konfliktfolgekosten es gibt. Welchen Anteil der Personalkosten Unternehmen verbrennen, weil sie das Thema Kommunikation und Konflikte unzureichend auf dem Schirm haben. Und wir schauen uns an, was das für die deutsche Wirtschaft insgesamt bedeutet.
Ich habe diese Folge extrem lange vorbereitet. Ich habe sehr viel recherchiert. Ich habe viele Studien und Umfragen gesammelt und ausgewertet. Und dann habe ich selber gerechnet. Ich habe verglichen. Und ich habe die Zahlen so aufbereitet, dass sie hoffentlich verständlich sind.
Die exakten Berechnungen zu den Zahlen, die ich dir heute vorstelle, findest du in den Shownotes.
Wenn du kein Zahlenmensch bist, dann wird die heutige Folge wahrscheinlich relativ hart für dich. Vielleicht schaltest du auch früher ab. Ich bin allerdings Mathematiker. Und der Mathematiker in mir hat sich heute mal so richtig ausgetobt. Und von daher kommen heute Zahlen, Daten und Fakten. Aber wie gesagt, habe ich mich bemüht, sie verständlich aufzubereiten.
Dann starten wir mal mit dem, was jeder mag, Musik.
[Musik]
Ich beginne mit einer persönlichen Geschichte. Die ist im Jahr 2015 passiert. Ich habe damals das erste Mal einen Geschäftsführer persönlich gecoached und zwar zum Thema Konflikte.
Es handelte sich um einen inneren Konflikt, den der Mann hatte, und einen zwischenmenschlichen Konflikt, den er mit einem Gesellschafter hatte. Diese zwei Themen hatte er mitgebracht, er hatte sie mir vorher mitgeteilt im Vorgespräch.
Wir haben das dann innerhalb eines Tages Coaching komplett aufbereitet. Ich hatte mich darauf natürlich intensiv vorbereitet. Da ist einiges passiert.
Zum Schluss hatten wir dann gemeinsam Lösungen erarbeitet im Rahmen des Coaching-Tags. Und dann gab es eine Situation, da habe ich mich dann – wie soll ich das formulieren? – Ich habe mich einerseits gefreut, dass wir Lösungen erarbeitet haben, mit der mein Coachee, der Geschäftsführer, mein Kunde zufrieden war. Er hat dann mit seinem Gesellschafter telefoniert. Und die beiden haben sich darüber ausgetauscht, was die eine Lösung, die wir erarbeitet haben, in Zahlen, in Euro bedeutet. Und da haben sie Zahlen ausgetauscht, die zwischen 30 und 40.000 € lagen. Und da dachte ich mir: „Hui, wenn die Lösung, die wir hier erarbeitet haben, so teuer sind, vielleicht sollte ich dann meinen Tagessatz erhöhen?“
Damals habe ich für dieses Executive Coaching einen 4-stelligen Tagessatz, allerdings im unteren Bereich, aufgerufen. Der hatte eine 1 vorne stehen. Und wenn ich das mit der Lösung vergleiche, die nach ersten Einschätzungen bei 30-40.000 € lag, dachte ich mir: „Verdammt nochmal, ich glaube, ich bin zu billig gewesen!“
Letztlich war es so, dass unsere erarbeitete Lösung nicht zu 100 % funktioniert hat, allerdings zum größten Teil. Ich habe natürlich noch einmal nachgefragt und konnte feststellen, dass unsere Lösung für diesen Kunden innerhalb von 4 Monaten einen Faktor von 5, gemessen an der Investition, ergeben hat. Von daher war das eine gute Lösung.
So bin ich auf die Fragen gekommen: Wie sieht es bei den Konflikttrainings aus? Wie sieht es beim Thema Konflikte und Kommunikation im Unternehmen aus? Was kostet es die Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit Konflikte austragen? Wie teuer sind Konflikte in Unternehmen?
Dazu habe ich mir Studien angeschaut und ich habe Umfragen durchgelesen. Es handelt sich dabei um Studien und Umfragen, die innerhalb der letzten 10 Jahre stattfanden. Wenn du noch weiter zurückgehst in die Jahre 2006 oder 2003, findest du ebenfalls Studien und Ergebnisse. Ich habe mich in der heutigen Folge allerdings auf die letzten 10 Jahre beschränkt. Wobei das auch gar nicht so einfach ist, aussagekräftiges Material zu finden. Denn ganz so viel gibt es nicht.
Damit steigen wir direkt ein in die ganz große Studie. Sie stammt von KPMG und ist aus dem Jahr 2009. Das ist die Studie zu Konfliktkosten in Unternehmen.
KPMG hat damals eine Umfrage unter 4000 Industrieunternehmen durchgeführt und zusätzlich noch Interviews mit Geschäftsführungen und Bereichsleitungen für Finanzen, Controlling und Personal.
Der erste interessante Fakt ist: etwa die Hälfte aller befragten Unternehmen hatte gar keine Zahlen. D.h., sie konnten nicht antworten. Sie haben kein Controlling durchgeführt, sie wussten nicht, wie teuer Konflikte sind und wie viel Zeit dafür draufgeht.
Die Ergebnisse derjenigen, die geantwortet haben, hat KPMG ausgewertet und in der Studie zur Verfügung gestellt als Zusammenfassung. Laut dieser Studie geht ca. 10-15 % der Arbeitszeit direkt für Konflikte drauf. Also für das Austragen von Konflikten. Das betrifft allerdings nur Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung. Ich sage einmal: Nicht-Chefs.
Bei den Chefs sieht das anders aus, also Abteilungsleiter, Bereichsleiter. Die verwenden 30-50 % ihrer Arbeitszeit für Konflikte. Und das sind sowohl die eigenen Konflikte, die sie austragen, als auch Konfliktmanagement innerhalb der eigenen Abteilungen oder der eigenen Bereiche.
Also: Nicht-Chefs 10-15 % der Arbeitszeit werden direkt für Konflikte verwendet. Chefs verwenden sogar 30-50 % ihrer Arbeitszeit.
Kommen wir zur nächsten Studie. Die stammt von PwC – also der PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – und der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Und die haben eine Studie mit dem Titel „Konfliktmanagement in der deutschen Wirtschaft. Entwicklungen eines Jahrzehnts“ durchgeführt. Das ist eine Studie aus dem Jahr 2015. Und die schaut sich die Entwicklungen des Konfliktmanagements deutscher Unternehmen an seit 2005. Da wurde die Studie das erste Mal erhoben. Sie analysiert, welche Muster und Erfolgsfaktoren für eine bessere Konfliktkultur ausschlaggebend sind.
Die Zahlen der Studie sind mit den Zahlen von KPMG vergleichbar. Ich möchte an der Stelle eine Passage der Studie zitieren, die ich fast ein Fazit nennen kann:
„Ohne eine gewisse Experimentierfreude und den Mut, neue Wege und Strukturen tatsächlich auszuprobieren, kann sich im Kern der Konfliktkultur von Unternehmen nichts ändern.“
Wenn du weiter recherchierst, dann landest du bei der Seite betriebsrat.de. Die wird betrieben vom ifb, das ist das Institut zur Fortbildung von Betriebsräten. Dort wird auch wieder die Zahl von durchschnittlich 15 % der täglichen Arbeitszeit in Deutschland genannt. Dort heißt es wörtlich: „15 % der täglichen Arbeitszeit in Deutschland werden durch Konflikte gebunden.“
Das soll eine Studie des Hernstein-Instituts ergeben haben. Das Hernstein-Institut habe ich recherchiert. Dort habe ich allerdings die direkte Studie nicht finden können. Ich gehe aber mal davon aus, dass das IFB keinen Quatsch erzählt.
Auch dort wird wieder die Zahl bei den Führungskräften genannt: 30-50 % ihrer wöchentlichen Arbeitszeit werden direkt oder indirekt für Konflikte oder Konfliktfolgen aufgewendet.
Dann ist eine interessante Studie erwähnt: 19 % der Gesamtkosten machen die Konfliktkosten nach einer aktuellen Studie in kleineren und mittleren Betrieben aus. Hier ist allerdings die Quelle nicht genannt.
Der volkswirtschaftliche Schaden durch Konflikte in Deutschland beträgt nach Schätzungen Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, des DIW, 50 Milliarden € jährlich. Hierauf werde ich später noch einmal zurückkommen, weil ich auch einmal die gesamtwirtschaftlichen Schäden durch Konflikte und Konfliktfolgekosten ausgerechnet habe. Ich weiß nicht, wie das DIW auf die 50 Milliarden gekommen ist. Meine Zahlen sind deutlich höher. Aber selbst die 50 Milliarden sind natürlich heftig.
Du findest eine weitere kleine Umfrage in dem Buch „Wie Sie andere dazu bringen, das zu tun, was Sie wollen“. Das Buch stammt von Kishor Sridar. Er hat 2014 mit seiner Firma eine kleine Umfrage durchgeführt unter Führungskräften und Geschäftsführern. Dabei ergab sich die Gesamtantwort, dass 26 % der Arbeitszeit für das Austragen von Konflikten verwendet werden.
An der Stelle können wir mal ganz kurz innehalten und uns einmal überlegen, was heißt denn das alles konkret?
Wenn wir davon ausgehen, dass wir die Mindestzahl von 10 % unserer Arbeitszeit für das Austragen von Konflikten verwenden, dann bedeutet das bei einer 40-Stundenwoche, dass du 4 Stunden die Woche streitest. Und zwar ohne Ergebnis. Da werden Konflikte ausgetragen, aber keine Lösungen erarbeitet.
Doch, es gibt natürlich ein Ergebnis. Ihr bekommt alle schlechte Laune. Und letztendlich wird euer Teamgeist, euer Zusammenhalt innerhalb der Firma, innerhalb des Kollegenkreises wahrscheinlich geschwächt durch diese ewigen Streitereien.
Wenn wir die Zahl 15 % oder sogar 20 % annehmen, dann sind wir hier bei 6 Stunden pro Woche oder sogar einem ganzen Arbeitstag, den jeder Mensch in Deutschland, der einen festen Job hat, mit Streit verbringt. Streit, der nicht das Arbeitsergebnis verbessert, sondern es – wie wir gleich noch sehen werden – eher noch verschlechtert. Und natürlich letztendlich Geld kostet.
Das waren die allgemeinen Studien.
Ich möchte jetzt auf eine andere Studie kommen. Sie nennt sich „Best-Practice Konflikt(kosten)-Management 2012“. Sie wurde erstellt von der Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung e.V.
Die haben im Jahr 2012 verschiedene Fälle zusammengetragen und einmal Konfliktkosten genau beziffert. Die Studie ist zwar jetzt auch schon wieder 7 Jahre alt von heute aus gesehen, die Fälle sind jedoch für mich sehr aktuell. Sie könnten genauso gut heute stattfinden. Und deshalb ich sie gern einmal zitieren und auch die exakten Zahlen dazu liefern. Die sind nämlich extrem aufschlussreich.
In der Studie werden 6 konkrete Fälle benannt auch mit den einzelnen Konflikten. Und es wird einmal durchgerechnet, soweit das möglich ist. Ich will diese 6 Fälle einmal kurz zitieren.
Der 1. Fall spielte sich in einer Kreativagentur ab. Dort gab es einen Inhaber, der war sehr kreativ. Er hat die Agentur, so wie ich es verstanden habe, auch aufgebaut. Und dieser Inhaber war wahrscheinlich ein – wie ich ihn nennen würde – „freundlicher Chaot“. Einer, der viel gemacht hat, der viele kaufmännische und administrative Daten im Kopf hatte. Und nun ist die Arbeit so viel geworden, dass er einen kaufmännischen Chef eingestellt hat.
Ihr könnt euch vorstellen, der kaufmännische Chef versucht nun Struktur und Ordnung hineinzubringen. Und dann gibt es natürlich Konflikte, denn viele Zahlen und viele Strukturen existierten nur im Kopf des kreativen Chefs oder des kreativen Direktors.
Und so wurden in diesem konkreten Fall 66.000 € Konfliktkosten ausgerechnet innerhalb der Studie bei 128.000 € Gehalt, das dem Ganzen gegenübersteht. Und das sind dann Konfliktkosten von 51 %, gemessen am Gehalt.
Der zweite Fall handelt von einem Konflikt zwischen einer Abteilung und einem Abteilungsleiter. Hier zog sich der Konflikt über dreieinhalb Jahre. Die konkreten Konfliktkosten lagen bei 433.000 € bei 600.000 € Personalkosten. Das entspricht über den gesamten Zeitraum Konfliktkosten in Höhe von 21 %.
Wir reden hier allerdings nicht über die Personalkosten für Firmen, sondern über die Bruttogehälter. Wenn ich die Studie richtig verstanden habe. Zu dem Unterschied sage ich nachher noch etwas.
Dann haben wir den dritten Fall. Da ging es um eine Wechselschicht innerhalb einer Firma mit insgesamt 16 Personen. Dort gab es konkrete Konfliktkosten, die nachgerechnet werden konnten, in Höhe von 82.000 €. Das entspricht 10 % der Jahrespersonalkosten. Der Konflikt ging allerdings über 4 Jahre und beispielsweise kontraproduktives Verhalten wurde hier gar nicht erfasst. Die Schäden durch solches Verhalten sind nicht mit eingerechnet worden.
Der Fall Nummer 4 spielt in einer kirchlichen Organisation. Dort wurde allerdings die Größe nicht benannt innerhalb der Studie. D.h., ich kann hier nichts über prozentuale Anteile sagen. Der Konflikt ging dieses Mal über 3 Jahre. Es ging um einen Wechsel der Leitung dieser Organisation. Letztendlich wurde da ein Schaden von 2,8 Millionen € innerhalb von 3 Jahren ausgerechnet.
Der Fall 5 kommt vielleicht dem einen oder anderen Unternehmer bekannt vor. Dort ging es um einen Streit zwischen Betriebsrat und Betriebsleitung. An dem Streit waren insgesamt 16 Personen beteiligt, die insgesamt 1 Million € Gehalt pro Jahr bezogen. Die messbaren Konfliktkosten lagen bei 252.500 €. Das entspricht 25 % der Gehaltskosten.
Der sechste Fall war ein Konflikt zwischen zwei IT-Abteilungen innerhalb einer Firma. Die sollten zusammenarbeiten. Das waren insgesamt 98 Mitarbeiter, die davon betroffen waren. 6 Abteilungsleiter, 3 Hauptabteilungsleiter und 2 Bereichsleiter. Die Gesamtpersonalkosten lagen bei 6 Millionen € pro Jahr. Die Konfliktkosten bei 6,7 Millionen €. Der Konflikt ging über 2 Jahre. D.h., es ergab sich ein Konfliktkostenanteil von 56 %, gemessen an den Gesamtpersonalkosten.
Bei den 5 konkreten Prozentzahlen, die ich ausrechnen konnte, haben wir demnach einen Schnitt von 33 % der direkten Konfliktkosten.
Wir haben nun mehrere Zahlen gehört: 10 %, 15 %, 20 %, 30-50 % oder jetzt zum Schluss 33 %. Was heißt das denn für unsere gesamte Wirtschaft?
Du erinnerst dich: für die gesamte deutsche Wirtschaft hat das DIW ausgerechnet 50 Milliarden € Konfliktkosten. Das stand auf der Seite von Betriebsrat.de.
Ich kann die 50 Milliarden € nicht nachvollziehen, denn ich habe da ganz andere Zahlen ausgerechnet. Wenn wir zumindest die Zahlen zugrunde legen, die ich jetzt gerade genannt habe, die sich aus diversen Studien und Umfragen ergeben haben.
Die Zahlen, die ich jetzt nenne, zur gesamtdeutschen Wirtschaft stammen größtenteils vom statistischen Bundesamt. Die Links dazu findest du jeweils in den Shownotes.
Ich habe keine einheitlichen Zahlen über die Jahre hinweg gefunden. Deshalb nenne ich jeweils die Jahre, aus denen die Zahlen stammen. Die haben sich allerdings nicht komplett verändert. Ich habe teilweise Zahl selber ausgerechnet bzw. zusammengerechnet aus den vorhandenen Zahlen.
Fangen wir mal an mit der Frage: Wie viele Arbeitnehmer gibt es in Deutschland?
Die Zahlen stammen von 2018. Da hatten wir 26,2 Millionen Normalarbeitnehmer. Dann hatten wir 7,5 Millionen atypisch Beschäftigte. Das sind Menschen, die befristete Arbeitsverträge haben. Und dann hatten wir in Teilzeit arbeitende Menschen: 4,6 Millionen.
Demnach Vollzeit atypisch das heißt befristete Arbeitsverträge haben wir 7,5 - 4,6. Das ergibt dann insgesamt 2,9 Millionen. Und damit kommen wir denn insgesamt auf 29,1 Millionen Menschen, die in Vollzeit arbeiten. Wenn wir die Normalarbeitnehmer, die in Vollzeit arbeiten, plus die 2,9 Millionen rechnen, haben wir 29,1 Millionen Menschen, die in Vollzeit arbeiten. Und wie schon gesagt, in Teilzeit 4,6 Millionen.
2018 gab es in Deutschland 33,3 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigte Menschen. Die Zahl hat sich meine Berechnung nach 2019 einen Tick erhöht auf 33,7 Millionen. Da komme ich gleich darauf zurück.
Jetzt kommen wir zum Verdienst. Was kostet so ein Vollzeit-Mitarbeiter?
Der hat im Schnitt 2019 brutto 3.997 € im Monat verdient. Vielleicht sagst du jetzt: „Was!? 4000 im Monat? Wo sind meine Anderthalbtausend, die ich nicht verdiene? Oder meine 1000?“
Ja – Statistik ist eben immer so eine Geschichte. Da sind auch die Einkommensmillionäre enthalten und die Leute die 10.000 oder 20.000 im Monat verdienen, aber eben angestellt sind.
Teilzeitkräfte verdienen in Deutschland im Jahr 2019 im Schnitt 2.117 €.
Die Lohnnebenkosten liegen in Deutschland bei 23,1 %.
D.h., ein Unternehmer zahlt für eine Vollzeitstelle 4.920 €. Das kostet ihn der Mensch, der in Vollzeit arbeitet. Das sind die Personalkosten. Und bei Teilzeitkräften kommen wir auf 2.606 €.
Jetzt schauen wir uns die Personalkosten der Gesamtwirtschaft pro Jahr an. Die Kosten für die Vollzeit hatten wir vorhin ausgerechnet. Da kommen wir insgesamt auf 1.718 Milliarden €, also 1,718 Billionen €. Und bei Teilzeit sind wir bei 144 Milliarden €. D.h., insgesamt haben die deutschen Unternehmen für ihre Angestellten Ausgaben oder Personalkosten in Höhe von 1,862 Billionen € bzw. 1.862 Milliarden € pro Jahr.
Jetzt wollte ich ganz gern noch wissen, wie ich die Unterschiede der Konfliktkosten möglichst gut gewichten kann. Wir erinnern uns: bei den normalen Arbeitnehmern ohne Führungsverantwortung liegen die Zahlen zwischen 10 und 20 % der Arbeitszeit, bei den Führungskräften zwischen 30 und 50 % ihrer Arbeitszeit.
Ich habe einmal recherchiert, wie viele Führungskräfte es in Deutschland gibt. Laut dem „DIW Führungskräftereport“ vom Jahr 2017 hat es im Jahr 2015 4,9 Millionen Führungskräfte in Deutschland gegeben. Ich gehe davon aus, dass sich die Zahlen bis heute nicht deutlich geändert haben. Wir rechnen demnach einmal mit 4,9 Millionen oder aufgerundet 5 Millionen Führungskräften in Deutschland.
Damit können wir die Zahlen sprechen gewichten: die Arbeitnehmer ohne und die Arbeitnehmer mit Führungsverantwortung. Und wenn ich das Gewichte, komme ich bei den niedrigsten Zahlen (10 % der Arbeitszeit bei Arbeitnehmern, 30 % der Arbeitszeit bei Chefs) auf insgesamt 12,9 % der Arbeitszeit, die über alle Arbeitnehmer direkt für Konflikte aufgewendet werden.
Wenn wir jedoch andere Durchschnittszahlen nehmen (12,5 % bei den Arbeitnehmern, 40 % bei den Führungskräften), kommen wir auf 16,5 % der gesamten Arbeitszeit.
Du kannst dir gern überlegen, welche der Zahlen stimmt. Ich vermute, bei den Arbeitnehmern ohne Führungsverantwortung ist es mehr als 12,5 % der Arbeitszeit. 12,5 % sind 1/8 der Woche. Bei den Chefs fühlen sich die 40 % für mich realistisch an.
Rechnen wir das einmal hoch auf die gesamte Wirtschaft.
Runden wir die 16,5 % nach oben auf 20 %. Dann entspricht das 372 Milliarden €, die in Deutschland jedes Jahr ins Personal investiert werden, die aber in Wahrheit Konflikte finanzieren. Sprich: das Austragen von Konflikten.
Wenn wir sagen, wir liegen bei 15 % der Arbeitszeit, dann sind das immer noch 279 Milliarden €, die wir verschwenden für Konflikte. Bei 10 % wären das 186 Milliarden €.
(Anmerkung: Im Podcast und im Transkript ist die Rede vom "Bruttosozialprodukt". Dies ist eine veraltete Bezeichnung für die Jahreswirtschaftsleistung eines Landes. Heute "...[ist] das Bruttoinlandsprodukt (BIP) [...] ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum." Ich habe mich wohl nicht mehr exakt an die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung erinnert, die ich Anfang der 90er Jahre in meinem VWL-Studium behandelt hatte. Oder aber mir war der Song von Geier Sturzflug im Ohr.)
Vergleichen wir das mit dem Bruttosozialprodukt von Deutschland. Das lag im Jahr 2018 bei 3,34 Billionen €, also 3.340 Milliarden €.
Wenn wir 20 % unserer Arbeitszeit für Konflikte verschwenden, dann entspricht das 11 % unserer wirtschaftlichen Gesamtleistung, die dafür draufgehen. Bei 15 % unserer Arbeitszeit sind wir bei 8,4 %. Und bei 10 % sind wir immer noch bei 5,6 %.
Das DIW hatte ja 50 Milliarden ausgerechnet laut Betriebsrat.de. Und selbst das wäre noch 1,5 % unserer gesamten Jahresleistung der Wirtschaft in Deutschland.
Und um einmal festzustellen, was das bedeutet, versuche ich einmal, diese Zahl mit der Digitalisierung zu vergleichen. Du weißt: Digitalisierung ist in aller Munde.
Es gibt eine Studie von McKinsey aus dem Jahr 2016. Dort wird festgestellt: wenn Deutschland das volle Potenzial der Digitalisierung ausschöpfen würde, dann würden wir ein Prozent mehr Wirtschaftswachstum pro Jahr erreichen. Ein Prozent!
Durch Konfliktkosten verschwenden wir allerdings laut DIW 1,5 %. Wenn es 10 % unserer Arbeitszeit sind 5,6 %. Und bei 20 % – was ich annehme – sind wir bei 11 % unserer wirtschaftlichen Gesamtleistung.
Wir alle schauen auf Digitalisierung, auf das Hype-Thema, und in Wahrheit sind wir im analogen so weit hinterher, dass einem eigentlich gruselig werden müsste.
Und jetzt setze ich noch einen oben drauf.
Wir haben bisher nur über die direkten Konfliktkosten gesprochen. D.h., die Kosten, die man direkt an der Arbeitszeit ablesen kann. Also wie viel Zeit pro Tag, pro Woche verwendet ein normaler Arbeitnehmer für das Austragen von Konflikten, fürs Streiten? Und zwar fürs sinnlose Streiten! Weil es eben nicht ergebnis- oder lösungsorientiert stattfindet.
Hinzu kommen allerdings noch die Folgekosten oder die verdeckten Kosten, die indirekten Kosten.
Da gibt es das Eisbergmodell der Konfliktkostenquelle.
Zu den verdeckten Kosten gehören beispielsweise
Zu den sichtbaren Kosten, die wie bei einem Eisberg oben aus dem Wasser herausragen, gehören:
Das ist, wie gesagt, das Eisbergmodell.
Eine wunderbare Seite findest du bei Dr. Oliver Ahrens. Er betreibt den Konfliktkostenrechner.
Oliver Ahrens ist Wirtschaftsmediator und Ingenieur. Und er hatte die Idee, mal alle Konfliktkosten zusammenzurechnen. Und dabei ist er dann – typisch Ingenieur – sehr analytisch vorgegangen.
Du kannst in der kostenlosen Basisversion verschiedene Konfliktkosten eingeben, die du schätzt oder die du vielleicht erhoben hast bei dir im Unternehmen. Und damit kannst du die verschiedenen Konfliktkosten durchrechnen.
Die kostenpflichtige Version schaltet dir dann alle Eingabemöglichkeiten frei. Für uns reicht das Anschauen der kostenfreien Version. Denn dort findest du alle Kriterien der direkten und indirekten Konfliktkosten. Und davon möchte ich dir einmal einen kleinen Überblick geben, um dir ein Bewusstsein für die Kosten der Konflikte zu schaffen.
Ich gebe dir ein paar Beispiele aus der Kategorie „Mitarbeiterverlust“. Dort entstehen bei euch im Unternehmen Kosten durch
Aus der Kategorie „Krankheit und Fehlzeiten“ stammen beispielsweise
Dann habt ihr Schäden am Betrieb, zum Beispiel
Die Kunden sind wahrscheinlich auch nicht zufrieden, wenn es bei euch nicht gut läuft und sich Projekte verzögern. Es gibt also eine Kundenfluktuation, das ist eine eigene Kategorie. Dort habt ihr
Und es entstehen sicherlich auch Teamprobleme, die ihr in einer Kategorie zusammenfassen könnt.
Dann gibt es auch noch die Kategorie „Prozessprobleme“. Dort wird erfasst
Und ihr habt sicherlich auch noch Sanktionen bei euch, also
Alles das sind Kosten.
Versuchen wir einmal, dass konkret auf ein Unternehmen herunterzurechnen. Denn „Milliarden in Deutschland“ fühlen sich sehr weit weg an. Schauen wir, was ergibt das in Zahlen in deinem Unternehmen?
Wir nehmen einmal an, die direkten Konfliktkosten liegen bei 20 % der Personalkosten. Ich nehme die 20 %, weil ich die Folgekosten dort gedanklich mit einfließen lasse. 20 % ist eine schöne Zahl, mit der man gut rechnen kann. Sie bedeutet: ein Tag pro Woche geht für Konflikte drauf.
Wie wir oben ausgerechnet haben, kostet ein deutscher Mitarbeiter im Schnitt fast 5000 € im Monat oder eben 60.000 € im Jahr. Das bedeutet, bei 10 Mitarbeitern hast du 600.000 € Personalkosten pro Jahr. Und das ergibt Konfliktkosten von 120.000 € im Jahr.
Bei 20 Mitarbeitern bist du bei Konfliktkosten von 240.000 € pro Jahr.
Und wenn ihr 100 Mitarbeiter seid, habt ihr 6 Millionen € Personalkosten im Jahr, das entspricht dann Konfliktkosten von 1,2 Millionen €.
Die Zahlen, die ich genannt habe, sind alle etwas älter. Also:
Wie würde es heute aussehen? Wie sieht es heute aus?
Zunächst einmal: es scheint keine weiteren Studien zu geben, die jünger als 4 Jahre alt sind. Ich habe da zumindest nichts gefunden.
Wie könnte die Entwicklung ausgesehen haben in den letzten 4-5 Jahren?
Der Druck von außen hat sicherlich durch die Digitalisierung und die Globalisierung noch einmal weiter zugenommen. D.h., fragen wir uns doch einmal: Ist die interne Kommunikation in Unternehmen eher besser oder eher schlechter geworden?
Beantworte doch diese Frage einmal für dich selbst! Vielleicht ist die Qualität der Kommunikation auch gleich geblieben.
Mein Gefühl sagt mir, sie hat sich ein wenig verschlechtert in den letzten 5-10 Jahren.
Wenn wir einmal versuchen, das in Zahlen auszudrücken, landen wir bei der Gallup-Studie bzw. der Gallup-Umfrage. Die letzte stammt aus dem Jahr 2018.
Gallup fragt jährlich bei den deutschen Unternehmen in einer repräsentativen Umfrage, wie hoch ist die emotionale Bindung an den Arbeitgeber, an das Unternehmen, für das du arbeitest. Die letzten Zahlen für 2018 ergeben:
Ich kann das ein wenig plastischer formulieren:
Wie hat sich das seit 2009 entwickelt, wenn ich mir die Gallup-Studie anschaue?
Man kann demnach sagen, die Mitarbeiter, die gar keinen Bock auf die Arbeit in Ihrem Unternehmen hatten, sind abgewandert in Richtung „Naja, ich mache jetzt zumindest Dienst nach Vorschrift.“ Und die ganz Motivierten sind ein wenig mehr geworden.
Damit steht die Frage im Raum: Wieso sind dann die deutschen Unternehmen und die deutsche Wirtschaft noch so gut aufgestellt, wenn es doch so katastrophal aussieht, was die Konfliktfähigkeit in den Unternehmen und die Kommunikationsqualität anbetrifft?
Zu aller erst mal kann ich nur vermuten, dass beispielsweise die Korruption in anderen Ländern höher ist als in Deutschland.
Ebenso ist wahrscheinlich die gesetzliche Sicherheit für Unternehmen in Deutschland relativ hoch, während sie in anderen Ländern nicht vergleichbar ist.
Es kann auch sein, dass in anderen Ländern die Machtkämpfe oder unternehmensinternen Kämpfe stärker und heftiger ausgetragen werden als in Deutschland und dass sie damit einfach teurer sind.
Dann kommt uns an zweiter Stelle sicherlich unsere Ingenieursmentalität zugute. Die ist in Deutschland sehr stark ausgeprägt. Wir sind generell eher problemorientiert von unserer Mentalität her. Sind auf Perfektion getrimmt. Wir schauen uns ein Problem immer von allen Seiten ganz, ganz genau an. Und das spiegelt sich dann wider in unseren guten Ingenieuren, die sicherlich nach wie vor das Rückgrat vieler vieler Unternehmen, gerade im Maschinenbau oder in der Automobilindustrie in Deutschland sind.
Dann habe ich geschaut, wo wir mit unserer Produktivität stehen könnten. Und da habe ich ein Arbeitspapier gefunden. Das nennt sich „Geschichte und Zukunft der Produktivität: Ende oder Halbzeit eines großen Spiels?“ Das stammt vom IGZA, dem Institut für die Geschichte und Zukunft der Arbeit.
Und daraus geht hervor, dass wir uns in einer Exponentialkurve befinden, was die Produktivität angeht. Diese Kurve hat immer noch einen sehr steilen Anstieg, wird aber vermutlich in nächster Zeit wieder stark abflachen. Wenn demnach das Thema Digitalisierung und Automatisierung so weit gesettelt ist weltweit, wird die Kurve wieder runter gehen.
Sehr spannendes Papier! Es ist aber nur für Fans lesbar, die sich mit der Zukunft und in großen Zusammenhängen beschäftigen.
Wenn wir nun die Zahlen kennen; wenn wir feststellen, dass 20 % unserer Arbeitszeit für Konflikte draufgehen, was sind dann die Lösungen für dieses Problem?
Der erste Punkt ist, dass wir das Bewusstsein für Konfliktkultur und Konflikte generell erhöhen. Konflikte haben ja keinen besonders guten Ruf in unserem Land. D.h., wir verdrängen, dass wir Konflikte haben. Und das Verdrängen wird auf Dauer teuer. Weil es beispielsweise zu passiv-aggressivem Verhalten führt. Es endet unter anderem in Widerstand seitens der Konfliktbeteiligten. Und, wie schon gesagt, das wird letztendlich teuer.
Unternehmen könnten mehr Mediatoren einsetzen.
Ich habe vorhin die Best-Projektes-Studie der Unternehmerschaft Düsseldorf erwähnt und deren 6 Fälle aufgezählt. Die haben auch gegen gerechnet, was Mediation gekostet hätte.
Mediation ist Konfliktvermittlung. Mediatoren sind Vermittler.
Und auch die Chefs könnten zu Mediatoren ausgebildet werden oder zumindest deren Techniken anwenden. Das sollte generell Know-how einer Führungskraft sein.
Zweitens sollten wir konsequent Hierarchien in sämtlichen Organisationen abbauen. Dazu mache ich auch noch mal eine gesonderte Podcastfolge. Wenn du jetzt sagst: „Nein, wir brauchen Hierarchien für Entscheidungen!“, Dann antworte ich dir: „Nein, brauchen wir nicht.“ Aber das sage ich später noch einmal etwas dazu, nicht in der heutigen Folge.
Wir sollten weiterhin Verwaltung und Regeln abbauen. Diese Übernahme der Verwaltungswütigen geht mir persönlich auf den Geist. Ich bin selbstständig und arbeite mit Freelancern zusammen, habe demzufolge kein eigenes Unternehmen mit Mitarbeitern. Und das hat alles seinen Grund: ich habe keinen Bock, Regeln für Menschen aufzustellen, die erwachsen sind. Wir können uns unsere Regeln im Lauf der Zeit selber schaffen. Hier nenne ich noch einmal die Stichwörter
Dazu findest du auch Podcastfolgen von mir. In der Richtung werde ich sicher auch noch weitere folgen bringen. Ich will es aber auch nicht übertreiben, denn ich will kein New-Work-Experte werden. Ich denke vielmehr, Verwaltung, Regeln, Hierarchien, Gängelung der Mitarbeiter etc. sind Techniken und Kram des 20. Jahrhunderts oder des 19. Jahrhunderts. Das hat in der heutigen Zeit nichts mehr zu suchen.
Eine weitere Lösung ist es verständlich das Thema Kommunikation in Form von Kommunikationstrainings, Konfliktmanagement-Trainings. Ich biete eine Strategie an, die aus 3 Schritten besteht:
Das ist meine Osu!-Strategie. Dazu sage ich später noch etwas.
Nun fragst du dich womöglich, auf wie viel du die Konfliktkosten reduzieren kannst. Was ist da möglich? Was ist drin?
Die Konfliktkosten auf null zu reduzieren, ist unmöglich. Konflikte haben wir immer dort, wo Menschen aufeinandertreffen, wo sie miteinander reden, wo sie miteinander arbeiten.
Konflikte sind Alltag. Sie gehören zum Alltag.
Nur sollten wir sie nicht mehr verdrängen, denn das ist letztlich das Teure an Konflikten.
Die indirekten Konfliktkosten auf null zu senken ist auch nicht möglich, denn wo Konflikte sind, sind auch Konfliktfolgekosten.
Von daher sollten wir uns von dem Gedanken verabschieden, wir könnten eine konfliktfreie Welt herstellen. Die wäre auch verdammt langweilig!
Letztendlich wachsen wir doch durch Konflikte. Und jegliche Innovation stammt aus einem Konflikt.
Denk immer daran: Konflikte sind alltäglich.
Nur Tote haben keine Konflikte.
Auf wie viel kann man die Konfliktkosten reduzieren?
Das ist ganz schwer zu sagen. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Vielleicht kennst du den Führungskräftetrainer Bernd Geropp. Ihn habe ich auch schon einmal interviewen dürfen hier in meinem Podcast.
Er sagt:
„Nach spätestens 2 Jahren hat jede Führungskraft die Mitarbeiter, die sie verdient.“
D.h., Menschen ähnlichen Schlags ziehen sich gegenseitig an.
Und wenn du so ein Konfliktheini bist, der keine Ahnung hat wie man Konflikte austrägt, der beispielsweise Choleriker ist, oder einer, der sich immer wegduckt beim Konflikt, dann wirst du Menschen anziehen, die genauso sind oder die genau darauf abfahren und deine Art ausnutzen.
Die aktuelle Konfliktkultur in eurem Unternehmen ist sicherlich der Ausgangspunkt, bei dem wir ansetzen müssten, um einmal zu schauen, wohin ihr kommen könnt. Ihr müsstet euch Fragen stellen wie zum Beispiel:
Schauen wir uns einmal konkrete Beispiele an. Die direkten Konfliktkosten pro Mitarbeiter liegen beispielsweise bei 10-12.000 € pro Jahr. Ihr könnt sie auch etwas geringer denken auf 7-8000 €. In dem Fall ist eine Reduktion um locker 50 % möglich. Das entspricht dann 3500-6000 € pro Jahr und Mitarbeiter.
In einer 10-Mann-Firma sind das dann 35.000-60.000 € pro Jahr, die an direkten Konfliktkosten eingespart werden können.
Und wofür verwendet ihr dann dieses Geld oder die Arbeitszeit?
Wenn dir das in dieser Folge alles viel zu viele Zahlen waren, dann stell dir doch einfach mal vor, durch bessere Kommunikation und eine günstige Konfliktkultur bist du nur noch von gut gelaunten oder zumindest mittelmäßig gelaunten Menschen umgeben. Was macht das wohl mit deiner Lebensstimmung?
Danke, dass du bei den vielen, vielen Zahlen in der heutigen Folge bis zum Schluss mitgehört hast. Das finde ich klasse!
Du findest die Links und alle Berechnungen in den Shownotes unter maluschka.com/028. Dort findest du nicht nur die Links zu allen Studien und Umfragen, sondern auch meine persönlichen Berechnungen. Ich habe hier immer nur die Ergebnisse geliefert, weil es sonst
Ich habe auch schon meine Osu!-Strategie erwähnt. Die findest du auf meiner Homepage auch auf der Seite, die ich gerade genannt habe als kostenloses E-Book zum downloaden. Dort kannst du nachschauen, wie ihr in eurem Unternehmen in 3 Schritten eure Konfliktkultur besser gestalten könnt. Wie könnt ihr eure Kommunikation deutlich verbessern?
Ich danke dir fürs zuhören, wünsche dir noch einen richtig schönen Tag.
Mach‘s gut! Bis zur nächsten Folge!
Ciao! Ciao!
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Bild: Seng Kui Lim/Scopio
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