Asiaten können nerven. Als Europäer weißt du nie, woran du bei Ihnen bist.
Andersherum empfinden viele Asiaten unsere teils direkte Art als unfreundlich, vielleicht gar unhöflich, verletzend.
Einer, der weiß, wovon ich spreche, ist Lorenz Wenger. Gemeinsam mit seiner Frau betrieb er ein Tauchressort auf den Philippinen. Heute ist Lorenz Trainer für Kommunikation, Mut und Veränderung. Ich durfte ihn für meinen Podcast interviewen.
Viel Spaß beim Hören!
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Grüß dich! Du hörst Folge 21 vom Podcast „Konflikt-Power aufs Ohr“. Sie trägt den Titel „Interkulturelle Konflikte lösen. Der Tauchlehrer und Kommunikationstrainer Lorenz Wenger im Interview“. Ich bin Axel Maluschka.
Du erfährst hier ganz nebenbei, wie ein Tauchlehrer interkulturelle Konflikte in seinem Tauchressort auf den Philippinen angepackt hat und was er dort und von den Asiaten für sein heutiges Business als Trainer für Kommunikation, Mut und Veränderung gelernt hat.
Ich habe heute meinen Trainerkollegen Lorenz Wenger zu Gast und wünsche dir viel Spaß mit der heutigen Folge.
[Musik]
Axel: Hallo! Herzlich willkommen, lieber Lorenz. Lorenz Wenger ist heute bei mir im Interview, und ich grüße dich.
Lorenz: Hallo, lieber Axel. Ich freue mich sehr, hier zu sein.
Axel: Lorenz, kannst du dich zu Beginn einmal kurz vorstellen, für die Leute, die dich noch nicht kennen.
Lorenz: Sehr gerne. Ich bin Lorenz Wenger aus Bern, Bundesstadt der Schweiz. Ich bin Trainer für Kommunikation und Emotion, Mut und Veränderung. Ich unterstütze Unternehmen und Menschen, Mut zu finden für Veränderungen, Mut zu finden für Entscheidungen und Mut, neue Wege zu gehen.
Axel: Herzlichen Dank. Lorenz, lass uns mit der ersten Frage starten.
Ich weiß von dir, du warst lange Zeit Tauchlehrer. Tauchen ist also sicherlich deine große Leidenschaft. Kann ich das so zusammenfassen?
Lorenz: Das ist richtig, kann man sagen. Ja.
Axel: Erste Frage: Hattest du schon mal einen Konflikt unter Wasser mit einem anderen Taucher?
Lorenz: Ich hatte etliche Konflikte, wo es einfach die Situation erforderlich machte, einzugreifen, weil einfach die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte. Aber jetzt so richtig einen Konflikt?
Es gab tatsächlich Situationen, wo andere Tauchgruppen unterwegs waren, und unsere Tauchgruppe begegnete diesen Gruppen. Und da fragten wir uns, warum sie Korallen anfassen und Muränen streicheln? Und eine Regel von mir lautete immer: Don’t touch anything under water.
Axel: Also ihr hattet schon einen Konflikt mit der anderen Gruppe, wobei dein Wert „Don’t touch anything under Water“ nicht mit dem Wert der anderen Gruppe übereingestimmt hat.
Wie löst du solche Konflikte unter Wasser? Das stelle ich mir spannend vor.
Lorenz: Du sagst es richtig, du sprichst es absolut richtig an. Meine eigenen Werte wurden dadurch verletzt. Die Frage ist dann: Bin ich die richtige Instanz, da jetzt einzugreifen und die Leute zu belehren? Das ist dann ein anderer Wert von mir.
Das ist nicht mein Stil, andere Leute zu missionieren. Also wenn ich das sehe, ich mache dann schon ein Handzeichen, das dann auch darauf hinweisen soll und unmissverständlich zeigt, dass ich das nicht gut finde. Aber es bringt ja nichts, sich dann zu prügeln unter Wasser. Da mache ich ja meinen eigenen Tauchgang dann zunichte und meine Luftreserve, die brauche ich dann für Nichts. Und das passt mir dann auch nicht.
Axel: Also im Endeffekt findet Kommunikation unter Wasser komplett mit Handzeichen statt, vielleicht noch irgendwie mit Körpersprache oder so was, aber das kannst du da auch nicht machen.
Lorenz: Nein. Außer du hast so ein Slate dabei, so ein Unterwasserplastiktäfelchen, wo du dann deine Notizen mit Bleistift darauf schreiben kannst. Das ist auch eine Möglichkeit, als Tauchlehrer da unterwegs zu sein.
Ich sah das immer als große Herausforderung, als ich als Tauchlehrer am Teachen war, unter Wasser so zu sprechen, dass so ein Slate nicht nötig war. Das war auch nicht immer einfach.
Axel: Du hast dir da selber noch sozusagen eine Aufgabe gestellt, nur mit Händen und Füßen so zu kommunizieren, dass sie dich trotzdem verstehen. Warst sehr ehrgeizig sozusagen.
Lorenz: Genau.
Axel: Lorenz, du hattest ja zusammen mit deiner Frau gemeinsam ein Tauchressort gehabt. Das war sozusagen im Paradies, irgendwo auf einer Insel, Philippinen glaube ich?
Lorenz: Ja, richtig. Also die Philippinen umfassen ja ein Archipel mit 7 107 Inseln und davon haben wir uns selbstverständlich die schönste ausgesucht. Und das war Bohol, das ist die zehntgrößte Insel der Philippinen, im südlichen Teil.
Axel: Toll. Und dort hattet ihr ein Ressort und ihr hattet Mitarbeiter. Das waren dann alles Einheimische, soweit du erzählt hast?
Lorenz: Richtig. Mehrheitlich waren das Einheimische. Es waren 15 Mitarbeitende. Taucherisch hat mich dann noch ein Kollege unterstützt. Dem haben wir Kost und Logis, also kostenloses Wohnen und kostenloses Tauchen angeboten. Wir haben ihm die Tauchlehrerausbildung bezahlt und im Gegenzug durfte er dann unsere Gäste unter Wasser begleiten und ihnen die schönen Dinge zeigen.
Axel: Gab es denn, während ihr das Ressort hattet, auch mal Konflikte oder vielleicht auch Schwierigkeiten, Kommunikationsschwierigkeiten mit euren Mitarbeitern aufgrund der verschiedenen Kulturen? Gab es da vielleicht etwas Lustiges oder etwas Anstrengendes?
Lorenz: Ja, absolut.
Jetzt ganz spontan sind bestimmte Situationen schwierig zu erwähnen, da müsste ich wirklich darüber nachdenken.
Aber es ist natürlich schon so, auch kulturell sind da Unterschiede. Wer schon einmal in Asien war, der kennt den Gesichtsverlust, der bei Asiaten sehr ausgeprägt ist. Das zeigt sich sehr oft auch, wenn man nach dem Weg fragt, und wenn sie da nicht sicher sind oder die Antwort nicht kennen, dann sagen sie lieber eine falsche Antwort, als einfach zu sagen, ich weiß es nicht. Und das zu verstehen und nachzuvollziehen, fällt uns Westeuropäern sehr schwer.
Der Gesichtsverlust ging so weit, dass ich einmal einen Nachtwächter von uns schlafend gesehen habe, und dann wusste ich, das bringt jetzt nichts, den aufzuwecken, weil der Gesichtsverlust viel zu hoch wäre. Was ich dann gemacht habe, ich habe ihm die Lampe weggenommen. Der Nachtwächter schlief und man muss sich vorstellen, ich habe mich dann rangepirscht und habe ihm die Lampe weggenommen, in der Hoffnung, dass er das dann merkt, wenn er aufwacht – wann auch immer das sein wird.
Und das war dann tatsächlich so. Also den habe ich dann nie mehr wiedergesehen und es wurde mir ausgerichtet, dass er sich schämt. Und dann habe ich gesagt, ja, aber er soll doch wenigstens noch seinen letzten Zahltag abholen.
Axel: Das heißt, er hat dann von sich aus, aus Scham gekündigt, weil ihm klar war, du hast ihn erwischt.
Lorenz: Genau. Und der wäre nicht mal den letzten Zahltag noch einfordern gekommen. Und da habe ich dann doch darauf bestanden, dass er den noch abholen kommt.
Axel: Also für die deutschen Zuhörer, das heißt die letzte Lohntüte.
Was du von Asiaten lernen kannst
Was hast du speziell von der anderen Kultur, also in dem Moment von der asiatischen Mentalität gelernt? Gibt es da irgendwas?
Lorenz: Ja, sehr viel.
Das Wichtigste, was ich immer noch jeden Tag versuche zu praktizieren, ist, tatsächlich im Jetzt zu leben, im Moment zu leben und den Tag zu genießen. Ich finde das immer sehr romantisch, wenn man sagt, den Tag zu genießen, als wenn es der letzte wäre – das hat auch etwas Depressives für mich.
Nein, aber wirklich einfach im Moment zu leben und das Beste aus dem Moment zu holen.
Und wenn wir jetzt hier zusammen sprechen, dann ist mein Anspruch, dass ich auch im Hier und Jetzt bin und mich voll auf dieses Gespräch konzentrieren kann und das auch genießen kann.
Axel: Ja, schön. Das hast du von den Asiaten gelernt? Machen die das mehr als wir Europäer?
Lorenz: Ja, das habe ich von den Asiaten gelernt und vor allem auch die Fröhlichkeit, die Lebensfreude.
Das ist ja das Faszinierende an diesen Kulturen, dass eigentlich diese Armut sehr oft in Einklang ist oder korreliert mit dem Glücklichsein.
Und das ist das, was mich immer wieder erstaunt: Wir in der westlichen Welt, die alles haben – uns geht es einfach zu gut. Wir haben alles und trotzdem sind wir unglücklich.
Und wenn ich dann die Leute, die nichts haben, tanzen sehe, singen höre, feiern sehe, dann werde ich doch etwas demütig und nachdenklich.
Axel: Wobei ich glaube, dass es uns nicht zu gut geht, sondern wir könnten einfach mehr auf genau die anderen Kulturen gucken, die mit ganz wenig gefühlsmäßig und lebensgefühlsmäßig ganz viel machen und könnten von denen lernen.
Lorenz: Richtig, ja. Absolut.
Axel: Das ist in meinem Verständnis, in meinem historischen Verständnis, so ein bisschen die Arroganz der Europäer, die seit Kolumbus glauben, sie sind der Nabel der Welt und müssen alle anderen belehren. Aber in Wahrheit könnten wir ganz viel von anderen lernen.
Ich denke, das ist auch eine Mentalität, die genau bei Konflikten oder verschiedenen Sichtweisen eine Rolle spielt. Das heißt also, wenn ich einen Konflikt mit jemanden habe, dann ist eine Grundvoraussetzung für eine gute Lösung, dass ich es schaffe, mich in den Anderen überhaupt hineinzuversetzen und seine Sichtweise überhaupt anzuerkennen.
Lorenz: Ja, das sehe ich auch so: Verständnis, Verständnis, Verständnis. Und verstehen heißt ja nicht einverstehen.
Ich muss ja nicht einverstanden sein mit meinem Gegenüber. Aber wenn ich den verstehe, dann kenne ich die Distanz und kenne die Hürden dazwischen und kann dann besser das Gespräch steuern.
Ich muss ja nicht einverstanden sein, aber ich muss verstanden sein.
Axel: Genau.
Und wenn dann noch so das Thema Mitgefühl eine Rolle spielt, also Empathie, Einfühlungsvermögen – denn an die Sichtweise gehört ja nicht nur das Gedankengut oder die Mentalität, sondern auch das Gefühl, was dann dahinter steht und erzeugt wird, dann ist man schon auf einem guten Weg, gemeinsam schwierige Kommunikationssituationen zu meistern. Die Überzeugung, was ich auch immer wieder unterrichte und sage.
Lorenz, du bist ja Kommunikationstrainer und hast auch das Thema Mut mit auf deinen Fahnen.
Was hat denn gute Kommunikation mit Mut zu tun?
Lorenz: Primär bin ich der Überzeugung, dass wir nur gut kommunizieren können, wenn wir tatsächlich auch wissen, was wir wollen und uns kennen, unsere Werte und Bedürfnisse kennen. Und nur dann können wir einen Standpunkt vertreten, nur dann können wir auf andere Menschen zugehen und das schafft dann auch Klarheit.
Mut bedeutet, sich wieder bewusst zu werden, was wir eigentlich wollen und was uns wichtig ist.
Und das ging irgendwo verloren. Als Kind wussten wir das und irgendwann ging das verloren und man weiß eigentlich gar nicht mehr genau, was einem selber wichtig ist und rennt Zielen hinterher, die nicht die eigenen sind.
Ich denke, das ist so das Wesentliche.
Axel: Das heißt, misslingende Kommunikation kommt auch daher, weil die Menschen nicht mutig sind, ihre eigenen Ziele zu erkennen und dann auch dazu zu stehen und sie vielleicht auch zu verfolgen.
Lorenz: Richtig, ganz genau.
Also nicht nur die Ziele, sondern auch die Motive, die eigenen Bedürfnisse, die eigenen Emotionen und Werte.
Axel: Also ein ganzer Cocktail kann man sagen, der da mit dazu gehört.
Ich glaube, die eigenen Werte vertreten, aber auch ganz wichtig, die der anderen respektieren und wissen und fühlen, dass die anderen ja genau solche Bedürfnisse, Werte, Ziele usw. haben.
Lorenz: Ganz genau.
Wenn wir die eigenen Bedürfnisse und den eigenen Standpunkt kennen, dann behaupte ich, dass es dann auch einfacher ist, andere Standpunkte zu vertreten.
Ich glaube, das schöne Wort „Konstrukt“ kommt von Birkenbihl, die sagte, wir müssen uns nicht immer einigen, wir können uns auch zweinigen und wir können zwei Meinungen einfach so stehen lassen.
Und ich denke, das haben auch die Asiaten, die können das besser als wir. Wir haben dann immer das Gefühl, wir müssen die anderen Leute überzeugen.
Überzeugen kommt von man geht über Zeugen, die das bezeugen können.
Die Frage ist, ist das überhaupt nötig?
Axel: Prinzipiell glaube ich auch, dass in einer Situation, wo der Andere anderer Meinung ist als ich, heißt das ja nicht, dass ich seine Meinung annehmen muss, damit wir uns beide gutfühlen.
Ich finde es persönlich gerade interessant, andere Meinungen und andere Sichtweisen zu hören und diese mit meinen abzugleichen und zu gucken: Hey, was kann ich denn von dem Anderen lernen? Was kann ich da für mich selber rausziehen?
Und dieses, wie du schon gesagt hast, den Anderen überzeugen zu müssen, fände ich viel zu anstrengend, wenn ich das immer wieder machen würde.
Lorenz: Genau.
Also ich bin nicht der große Fernsehkonsument, aber wenn ich dann ab und an so Politsendungen sehe – also in der Schweiz gibt es die „Arena“ – das ist sehr energieraubend, wenn man andere Menschen versucht zu überzeugen.
Es geht darum, zu verstehen und die eigene Meinung zu platzieren.
Axel: Oder vielleicht auch, zu respektieren, wenn der Andere dieser Meinung nicht folgen und nicht annehmen will.
In der Kommunikation, wenn es brenzlig wird, also in Konflikten, bist du da selber eher ein mutiger Typ oder bist du eher der, der sich so ein bisschen zurückzieht und den Anderen dann machen lässt.
Lorenz: Ich tendiere eher, die zweite Typologie vorzuziehen. Und zwar aus dem einfachen Grund: Ich bin eher der stille Beobachter.
Ich weiß, was mir wichtig ist. Aber ich bin nicht derjenige, der dann den Angriff startet oder auf Konfrontation geht, um andere Menschen zu überzeugen. Aber ich weiß sehr wohl, was mir persönlich wichtig ist und verfolge einfach diese Ziele.
Axel: Wo ist bei dir eine Grenze, wo grenzt du dich ab, wenn jetzt jemand vehement seine Meinung vertritt oder etwas von dir will, was du aber nicht willst.
Wo kommt dann bei dir die Umkehr der Typologie? Also wo du nicht mehr beobachtest und stillhältst, sondern wirklich aktiv wirst.
Lorenz: Hast du ein Beispiel?
Axel: Stell dir einmal vor, dein Kunde will dich für ein Training buchen und hat aber ganz andere Preisvorstellungen als du.
Lorenz: Es gibt dann immer wieder Situationen, wo man sich dann auch trennen muss. Und das ist auch gut so. Weil es bringt ja nichts, wenn man sich dann gegenseitig die Energie raubt, dann verlieren beiden.
Ich hatte kürzlich die Situation, dass mir ein Kunde einen Vortrag abgesagt hat, etwa acht Tage vor dem Auftritt. Und die erste Reaktion war: Ja, Scheiße, was machst du jetzt? Ich hatte das vertraglich noch nicht geregelt gehabt.
Für mich war das Learning dann: Okay, das ist jetzt das Lehrgeld für mich, das zu lernen.
Ich habe dann den Kunden angerufen und gesagt: Hören Sie zu, Ihnen ist bewusst, dass das kurzfristig ist, ein Engagement acht Tage vorher abzusagen.
Das war dann auch kein Thema und wir haben uns dann auch einigen können – tatsächlich, nicht zweinigen – auf einen bestimmten Betrag und ich werde diesen Vortrag dann dieses Jahr noch mal halten können und das wurde einfach verschoben.
Ich konnte dann schon eine Teilrechnung jetzt stellen. Und das ist völlig okay.
Es geht dann auch darum, sind jetzt meine eigenen Werte verletzt oder ist mein Ego verletzt? Und ich glaube, das ist auch noch entscheidend.
Axel: Okay. Das heißt, hättest du da jetzt aggressiv reagiert, so nach dem Motto „Was fällt Ihnen ein! Ich schicke Ihnen die Rechnung über 100 Prozent“, dann wäre wahrscheinlich in dem Konflikt nichts Gutes dabei rumgekommen.
Hast du einen Kommunikationstipp, vielleicht den wichtigsten Tipp für ein gutes Miteinander?
Lorenz: In meinen Trainings mit meinen Kunden stelle ich immer wieder fest, dass es eigentlich auf sehr wenig ankommt.
Es kommt nur darauf an: Wenn ich es schaffe, richtig zuzuhören, nicht einfach inhaltlich zuzuhören, sondern zuzuhören, aus welchem Zustand heraus die Person, also der Sender, das gesagt hat, was er jetzt eben gesagt hat, wenn ich das verstehe, dann habe ich sehr, sehr viel gewonnen.
Und dann wird meine Kommunikation von heute auf morgen besser.
Also wenn ich mich frage, aus welchem Zustand heraus hat diejenige Person, die das jetzt gesagt hat, das gesagt?
Und dann auf diesen emotionalen Zustand eingehe, dann verbessert sich meine Kommunikation definitiv.
Axel: Was meinst du mit Zustand?
Also das Gefühl, die Emotion, in der gerade mein Gegenüber ist? Wenn ich das nachempfinden kann oder zumindest mich ein Stück weit hineinversetzen kann, dann ist meine Kommunikation deutlich besser.
Habe ich das richtig verstanden?
Lorenz: Ja, absolut.
Axel: Okay. Laufe ich da nicht Gefahr, wenn ich mich in den Anderen hineinversetze und zu viel Einfühlungsvermögen zeige, dass ich mich dann nicht abgrenze? Was begegnest du in diesem Argument?
Lorenz: Sympathie und Empathie ist auch nicht dasselbe.
Ich muss ja nicht synchron laufen mit den Gefühlen meines Gegenübers.
Ich nehme das Beispiel von meinen Kindern: Wenn die wütend sind oder sich ohnmächtig, hilflos fühlen, ich muss mich ja deshalb nicht ohnmächtig, hilflos oder wütend fühlen.
Ich kann meinen Standpunkt vertreten und sagen, ich verstehe dich, du darfst richtig sauer sein gegen mich, das darfst du, das ist dein gutes Recht.
Trotzdem wünsche ich, dass das und das jetzt so passiert und so geschieht, weil wir uns so verstanden hatten ursprünglich, weil wir das so abgemacht hatten.
Axel: Wann rufen dich Unternehmen oder andere Menschen an? Mit welchen Problemen kann man sich an dich wenden?
Lorenz: Häufig kommen die Unternehmen oder Menschen auf mich zu, wenn sie sich mehr Mut wünschen für die Veränderung.
Und die Veränderung kann sich in verschiedenen Facetten zeigen oder das Bedürfnis dazu kann sich herauskristallisieren. Sei es kommunikativ, dass Teams besser miteinander umgehen, dass mehr Motivation im Haus herrscht.
Mit Motivation meine ich, dass die Leute wieder Spaß haben an ihrer Arbeit, an ihrem Alltag und sich nicht dauernd in ihren eigenen Problemen wälzen.
Und bei Einzelpersonen ist es sehr oft eine Entscheidungsfindung. Also wenn es darum geht, nehme ich den neuen Job an, kündige ich meine Stelle, möchte ich die Karriereleiter hoch oder mich doch eher meinen Hobbys oder meiner Familie widmen.
Also Veränderung für Entscheidungsfindung, Veränderung für Kommunikation, Veränderung für neue Wege zu gehen, das sind eigentlich so die Hauptbedürfnisse von Menschen und Unternehmen.
Axel: Wo findet man dich im Netz?
Lorenz: Mich findet man unter https://lorenzwenger.ch/ oder unter mehrmutmensch.com
Axel: Du hast ja auch einen Podcast, den man auf YouTube findet, richtig?
Lorenz: Richtig. Also mein Versprechen und Claim ist „MEHR.MUT.MENSCH“ und der Podcast heißt „MUT.TALK“, wo ich spannende Menschen interviewe, mutige Menschen interviewe für mutige Menschen, die den Podcast hören.
Axel: Ich hatte ja die große Ehre, da auch schon dabei zu sein.
Eine letzte, kleine Frage: Du weißt ja, dass ich relativ frisch verheiratet bin und du hast Kinder – ich hoffe, ich verrate nicht zu viel – du bist ja auch in einer Ehe.
Welchen Tipp für gute Kommunikation und Konfliktlösung innerhalb der Ehe hast du denn an mich?
Lorenz: Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin für diese Frage.
Axel: Na ja, du bist seit einiger Zeit verheiratet, hast zwei Kinder und von daher bist du erfahrener als ich.
Lorenz: Also es ist nicht so, dass wir jetzt nie streiten, nur weil ich Kommunikationstrainings anbiete. Also das wäre total vermessen.
Wir haben eine sehr ausgeprägte Streitkultur innerhalb der Ehe. Ich finde das auch wichtig, dass man streitet.
Den einen kleinen Tipp, den ich vorher schon mit auf den Weg gegeben hatte, auf den Zustand des Gegenübers eingehen. Das hat mir persönlich sehr, sehr viel geholfen. Nicht nur im Umfeld mit Kunden, Verwandten, Freunden, eben auch mit der Partnerin und innerhalb der Familie.
Was für mich ganz persönlich auch noch ein Tipp sein kann, ist, man muss nicht immer alles sofort ausdiskutieren. Manchmal hilft es, einfach zu sagen: „Du, lass es gut sein, diskutieren wir morgen weiter.“ Und das konnte ich früher eben nicht.
Einfach mal gut lassen zu sein, und am nächsten Tag sieht die Welt wieder anders aus.
Axel: Super. Ich werde es mir zu Herzen nehmen.
Gibt es von deiner Seite noch etwas, was wichtig anzusprechen wäre?
Lorenz: Nein.
Meine Botschaft ist: Werdet euch wieder bewusst, was euch wirklich, wirklich wichtig ist. Arbeitet an euch selbst, kennt eure Werte. Fragt euch immer wieder, für was steht ihr auf, für was geht ihr in den Tag? Weil wenn wir das wissen, dann fällt auch die Kommunikation mit unseren Mitmenschen leichter.
Axel: Ein schönes Schlusswort.
Lorenz, ich danke dir ganz herzlich für das Interview, es hat mir viel Spaß gemacht.
Lorenz: Vielen Dank, Axel, dass ich dabei sein konnte.
Ich sende den Zuhörern herzliche Grüße aus der Schweiz und immer mehr Mut Mensch.
Axel: Ich wünsche dir einen schönen Tag und bis demnächst, wenn wir uns mal wieder treffen.
Lorenz: Ich freue mich! Bis dann, Axel. Vielen herzlichen Dank. Tschüss.
Das war das Interview mit Lorenz. Ich finde, er ist ein Supertyp mit sehr guten und fundierten Ansichten. Wenn du also einen coolen Schweizer Trainer suchst, mit internationaler unternehmerischer Erfahrung, dann wende dich an Lorenz. Seine Homepage steht wie immer in den Shownotes dieser Folge.
Wenn du Lorenz und mich nicht nur hören sondern dabei auch sehen willst, dann empfehle ich dir die entsprechende Folge in seinem Podcast. Die findest du auf YouTube. Auch den Link dorthin stelle ich in die Shownotes.
Die Shownotes dieser Folge findest du unter Konflikt-Power.de/021. Das war die 21. Folge.
Vielleicht hast du gemerkt, dass Lorenz und ich uns kennen. Wir hatten uns letztes Jahr in Berlin bei der Convention der GSA, der German Speakers Association, kennengelernt. Und Lorenz und ich haben uns sofort richtig gut verstanden. Manchmal begegnest du im Leben Menschen, mit denen du sofort auf einer Wellenlänge bist. Und für diese Begegnungen und Freundschaften bin ich äußerst dankbar.
In diesem Sinne wünsche ich dir noch einen sonnigen und hellen Tag.
Bis zur nächsten Folge. Mach‘s gut! Ciao!
Was denkst du?