Angriffe im Alltag kommen unerwartet.
Angriffe mit Wörtern.
Du reagierst mit Schockstarre. Dir fällt auf diese Unverschämtheit keine gute Antwort, kein einziger Spruch, ein.
So gern wolltest du schlagfertig antworten. Es dem Angreifer zeigen. Doch wieder einmal ist dir eine gute Antwort erst eingefallen, als es längst zu spät war.
10 Minuten später.
Einen Tag später.
In jedem Fall: Zu spät.
Hier kommt die gute Nachricht.
Schlagfertig antworten oder gekonnt kontern. Das willst du können. Doch das musst du gar nicht. Denn zurückzuschlagen ist nicht souverän.
Wir schauen uns heute an, was besser ist, als schlagfertig zu sein.
Viel Spaß beim Hören!
Alle Folgen von „Konflikt-Power aufs Ohr“ findest du hier.
Grüß dich! Du hörst die Folge 29 vom Podcast „Konflikt-Power aufs Ohr“. Sie trägt den Titel „Schlagfertig antworten? Gekonnt kontern? Ein einfacher Trick für souveräne Sieger.“ Mein Name ist Axel Maluschka.
Du erfährst hier ganz nebenbei, wie du auf verbale Angriffe souverän und gelassen antworten kannst. Du bekommst in der heutigen Folge einen Trick oder, besser gesagt, ein mentales Bild, das dir bei Beleidigungen, Beschimpfungen und Wort-Attacken helfen kann.
Vielleicht noch ein kurzes Wort vorweg zum Thema Sieger. Ich mag das Wort nicht so sehr, weil es impliziert, dass es Besiegte gibt. Ich mag eher das Wort Gewinner. Ich habe mich dennoch für das Wort Sieger im Titel entschieden, weil „souveräne Sieger“ so schön zusammenpasst.
Wir starten wieder einmal mit beruhigender und gleichzeitig belebender Musik.
[Musik]
Worum geht es in dieser Folge? Und was bringt es dir, wenn du zuhörst?
Vielleicht wirst du ab und an einmal angegriffen. Mit Wörtern. Demnach rein verbal.
Es geht in dieser Folge darum, wie du am besten reagierst.
Es gibt viele Ratgeber und Internetseiten rund um das Thema Schlagfertigkeit. Die werden wir uns auch heute anschauen.
Was passiert allerdings, wenn du souverän und gelassen reagierst?
Du wirst aufgrund einer Reaktion in Zukunft Respekt ernten. Du wirst mehr geachtet werden.
Natürlich zeigst du dich dabei souverän und wirst somit dein Selbstwertgefühl steigern.
Vielleicht bist du in Zukunft auch eher in Ruhe gelassen, also nicht mehr angegriffen werden. Denn die Angreifer merken: wenn ich den Typen oder die Frau angreife, bringt das nichts.
Und im besten Fall kann es passieren, dass du künftig in schwierigen Situationen gefragt wirst. Dass du um Rat oder vielleicht sogar um Hilfe gebeten wirst.
Du siehst, es lohnt sich, wenn wir uns das heutige Thema einmal anschauen.
Ging es dir schon einmal so? Kennst du diese Situation?
Du wirst angegriffen. Du wirst beleidigt. Du wirst vielleicht sogar beschimpft.
Und im ersten Moment bist du baff. Dir fällt keine richtig gute Antwort ein, kein Konter.
Zehn Minuten später hast du eine richtig gute Idee. Oder eine Stunde später. Oder am nächsten Tag, wenn du eine Nacht darüber geschlafen hast.
Und dann sagst du dir: „Meine Güte! Warum fällt mir das nicht in dem Moment ein?“
Ein kleines Beispiel. Jemand sagt zu dir: „Oh Gott! Bist du faul!“
Und du antwortest mit dem Spruch: „Moment mal! Ich bin nicht faul. Ich bin der König der Faulen.“
Das ist beispielsweise die Technik der Übertreibung. Sie wird dir immer wieder in Büchern oder auch Artikeln zum Thema Schlagfertigkeit vorgeschlagen.
So kannst du beispielsweise auf dem Portal von Impulse.de einen Artikel finden mit dem Titel „11 Tipps für die Schlagfertigkeit“. Er stammt von Matthias Nöllke.
In diesem Artikel findest du einige Tipps des Schlagfertigkeitstrainers sowie Trainers für Rhetorik und Kommunikation. So sagt er beispielsweise, du solltest dir so genannte Instantantworten angewöhnen.
Wie zum Beispiel:
Und auch die Technik der Übertreibung führt Matthias Nöllke an.
Wenn jemand beispielsweise zu dir sagt: „Du hast aber zugenommen!“, kannst du mit dem Konter reagieren: „Stimmt! Ich habe jedes Mal Angst, in der Aufzugstür stecken zu bleiben.“
Das sind beispielsweise Antworten, die er empfiehlt. Das sind seine Prinzipien.
Lies es bitte selber nach!
Es gibt einen Tipp in dem Artikel, den ich relativ gut finde. Denn nennt Matthias Nöllke „Ausweichen“. Das ist der achte Tipp.
Du antwortest auf einen Angriff oder eine Beleidigung ganz einfach mit: „Hör mal! So redet man nicht mit mir.“
Dazu sage ich allerdings gleich noch ein bisschen mehr.
Wenn du weiter recherchierst, findest du Tipps wie beispielsweise auf dem Portal von Karrierebibel.de zum Thema Schlagfertigkeit. Da gibt es Techniken und Beispiele, wie du reagieren kannst bis hin zur sogenannten Eristik. Das ist die – von mir übersetzt – Kunst der Streitfertigkeit. Oder auf Deutsch gesagt, wie du auf jeden Fall Recht behalten kannst. Ich versinke dir in den Shownotes einen Artikel auf Wikipedia zum Thema Eristik. Wenn du magst, kannst du dich dazu ein wenig belesen.
In dem Artikel auf Karrierebibel.de finde ich 2 Tipps wirklich wertvoll. Der eine Tipp lautet: deine Körpersprache verrät dich.
D.h., wenn du bei einem Angriff in dich zusammensackst und du mit dieser Körperhaltung antwortest, ist beinahe egal, was du sagst. Das bedeutet, wenn du zusammengesackt und klein bleibst, wird auch eine scheinbar souveräne Antwort nicht souverän wirken.
Eine gute Antwort auf einen unerhörten Angriff, also einen richtig miesen Angriff beispielsweise in einem Meeting, ist, dass du Blickkontakt hältst und schweigst. Du siehst sozusagen über den Angriff hinweg und lässt ihn nicht anmerken, dass du gerade getroffen wurdest. So zeigst du Souveränität. Dabei ist allerdings wichtig, dass der Blickkontakt nicht aggressiv erfolgen sollte. Also bitte gehe nicht in so ein Blickkontakt-Duell zweier Cowboys oder Cowgirl und Cowboy. Das ist allerdings eine Kunst für sich, vernünftig zurück zu gucken.
Das Internet bietet rund um das Thema selbstverständlich noch mehr Artikel, noch mehr Tipps, noch mehr gute Empfehlungen. Wenn du dich allerdings mit dem Thema „gekonnt kontern“ intensiver beschäftigen möchtest, dann kommst du um Bücher nicht drumherum.
Ich schlage dir zunächst einmal 2 Bücher vor, allerdings tatsächlich unter Vorbehalt. Das dritte Buch jedoch, das ich heute nenne und bei dem ich ein wenig auf die Inhalte eingehe, finde ich richtig gut. Und das ist zu diesem Thema eine absolute Empfehlung von meiner Seite.
Bücher rund um das Thema Schlagfertigkeit findest du einige. Unter anderem von Matthias Pöhm „Das Nonplusultra der Schlagfertigkeit. Die besten Techniken aller Zeiten.“ Den Link setze ich dir in die Shownotes.
Dieses Buch habe ich seinerzeit auch durchgearbeitet. Dort findest du alle Techniken und Antworten, wie du auf Menschen, die dich angreifen, reagieren kannst. Du findest ganz viele konkrete Beispiele, was du antworten kannst.
Ich finde sie allerdings – ganz ehrlich – heutzutage nicht besonders gut. Und warum? Das sage ich gleich.
Der schon erwähnte Matthias Nöllke hat das Buch „Schlagfertigkeit“ geschrieben. Das habe ich allerdings nicht gelesen. Das war der Autor von dem Artikel, den ich vorhin erwähnt habe. Ihn nenne ich der Vollständigkeit halber, denn er hat ein ganzes Buch zu dem Thema geschrieben.
Ich komme zum Buch Nummer 3. Und das empfehle ich dir in der heutigen Episode ausdrücklich. Und ich beginne mit der Geschichte, wie ich auf das Buch gestoßen bin. Warum ich es mir gekauft und intensiv durchgearbeitet habe.
Das Buch stammt von Dr. Gudrun Fey. Ich kenne sie jedoch nur unter dem Namen Gudrun. Ich habe sie kennengelernt im Jahr 2018 in Berlin. Ich sitze einigen Kollegen: Trainern, Rednern, angehenden Rednern in einer Bar über Berlin. Wir haben gerade an der Convention der GSA teilgenommen. Das ist die German Speakers Association, also der Berufsverband der professionellen Vortragsredner.
Und wir sitzen da und quatschen, und plötzlich kommt eine Dame hinzu, und das war die Gudrun. Sie ist eine Kommunikationstrainerin. Sie hat schon Trainings gegeben, ich glaube, da war ich noch nicht einmal geboren. D.h., sie ist in Deutschland tatsächlich eine Trainerin der ersten Stunde. Sie ist zu den Konzernen gegangen und hat ihnen vorgeschlagen, Trainings und Seminare zu Kommunikation und Personalentwicklung durchzuführen. Zu der Zeit hatten die Leute Personalentwicklung noch nicht einmal im Programm. So lange ist Gudrun im Geschäft.
Ich kam an diesem Abend mit ihr ins Gespräch. Wir haben uns darüber unterhalten, was unsere jeweiligen Themen sind. Und plötzlich sagt sie: „Der junge Mann braucht wohl mein Buch ‚Gelassenheit siegt!‘.“
Ich war zunächst ein wenig irritiert und meinte: „Okay.… Warum brauche ich das?“
Und dann hat sie es mir erklärt.
Der vollständige Titel ihres Buches lautet: „Gelassenheit siegt! Mit Fragen, Vorwürfen, Ärger und Angriffen souverän umgehen.“ Ich weiß gar nicht, in welcher Auflage das Buch inzwischen erschienen ist. Ich verlinke wieder in den Shownotes zum Buch.
Wie gerade gesagt, war ich aufgrund von Gudrun Vorschlag zunächst irritiert, weil ich damals noch gedacht und gefühlt habe: Wenn du angegriffen wirst, ist es gut, wenn du auf das Gefühl der Überlegenheit setzt. Das kann daher, dass ich glaubte, ich könne gut kontern. Ich habe demzufolge bei verbalen Angriffen auf meine persönliche „Wehrfähigkeit“ gesetzt.
Gudrun hat es allerdings damals schon anders gesehen. Sie sagt: „Nein, nicht das Zurückschlagen oder die Schlagfertigkeit sind die entscheidende Fähigkeit, Konflikte zu lösen. Zu deeskalieren. Oder auch im Fall eines Angriffs gut zu reagieren.“
Vielmehr sagt sie: „Es kommt darauf an, sich souverän selbst zu behaupten.“
Und in ihrem Buch gibt Gudrun viele Tipps und echte Empfehlungen dazu. Deshalb lege ich dir nahe, hol dir dieses Buch und arbeite es durch!
Souverän zu sein bedeutet laut Gudrun Fey, dass ich entscheide, welchen meiner Gedanken und Gefühle ich Raum und Priorität gebe. Das heißt:
Ich bin Herr über meine Gedanken und Gefühle.
Wenn du angegriffen wirst, reagierst du dann, wenn du dich (wieder) unter Kontrolle hast.
Du kannst wie folgt reagieren. Stell dir vor, du wirst angegriffen. Vermutlich bekommst du im ersten Moment innerlich Schnappatmung, vielleicht auch äußerlich.
Der erste Schritt kann sein, dass du bewusst atmest. Du atmest nach einem Angriff tief ein und atmest doppelt so lange aus.
Eine andere Möglichkeit wäre gemäß Gudrun, dass du den Raum verlässt mit der Ankündigung, dass du in 10 Minuten zurückkommst. Und dann sprichst du an, dass du den Angriff erst verarbeiten musstest.
Das Mindset – Wie ist ein gutes deutsches Wort dafür? – Die Einstellung, die du haben solltest, die du verinnerlicht haben solltest, lautet:
Niemand hat das Recht, mich zu verunglimpfen oder meine Würde zu verletzen.
Und genau dieses Mindset kenne ich aus meinem Thema „realistisches Karate“. Wir trainieren für den Selbstschutz. Und in einer Selbstschutzsituation mache ich folgendes. Ich habe verinnerlicht, dass niemand, kein einziger Angreifer dieser Welt das Recht hat, meine Gesundheit oder mein Leben oder das meiner Liebsten zu bedrohen.
Kein Mensch hat das Recht, eine Gefahr für uns zu sein.
Und aus diesem Grund hat mir das Mindset, das Gudrun in ihrem Buch vorstellt, sehr gut gefallen. Denn das kann man bestens übertragen. Im Bereich Kampf der Wörter, im Konflikt versuche ich jedoch mit meiner Entgegnung, mit dem, was ich antworte, zu inspirieren. Ich versuche, Vorbild zu sein. Ich normalisierte die Gesprächsatmosphäre.
Das Gegenteil an Normalisierung wäre, dass ich mit Wörtern zurückschlage. In diesem Moment eskaliert der Konflikt. Die höchste Stufe der Konflikteskalation wäre dann der körperliche Kampf. Dann benutzen die Menschen keine Wörter mehr sondern Fäuste und Knie und Tritte und was euch sonst noch alles einfällt.
Aus einem solchen Kampf gehen nur Verlierer hervor.
Du solltest laut Gudrun und auch meiner Empfehlung nach immer aus dem sogenannten Erwachsenen-Ich reagieren. Und was das ist, schauen wir uns jetzt an. Wir werden uns einmal ansehen, welche Persönlichkeitsmodelle es gibt. Wir beantworten die Frage: Wo taucht dieses merkwürdige Erwachsenen-Ich auf?
Wahrscheinlich kennst du Siegmund Freud. Er war der erste, der ein psychologisches Persönlichkeitsmodell aufgestellt hat. Sigmund Freud hat gesagt, es gibt ein Es, ein Ich und ein Über-Ich.
Das Es nennt man heute „Inneres Kind“. Der „Innere Erwachsene“ hieß bei Sigmund Freud das Ich. Das Eltern-Ich oder der „Innere Kritiker“ nannte Sigmund Freud das Über-Ich.
Wenn du dich ein wenig mit dem Thema Persönlichkeitsmodelle beschäftigst, wirst du auch wirst du auch auf Friedemann Schulz von Thun stoßen. Mit seinem Band 3 von „Miteinander reden“ hat er ein ganzes Buch über das sogenannte „Innere Team“ geschrieben. Dort findest du ganz viele verschiedene Übungen, wie deine inneren Stimmen miteinander reden können. Damit sind nicht die bösen Stimmen gemeint, bei deren Hören du denkst: „Oh! Wo kommen die denn her?“ Vielmehr beschäftigt sich das Werk mit den Rollen in dir, die du einnehmen kannst. Wenn du diese Stimmen miteinander reden lässt, kannst du unter anderem innere Konflikte auflösen.
Den Link zum Buch findest du hier in den Shownotes.
Und damit sind wir beim nächsten Buch, das ich dir ganz dringend empfehle. Auch dort findest du ein Persönlichkeitsmodell. Das Buch stammt von Stefanie Stahl und war lange Zeit in den SPIEGEL-Bestsellerlisten. Sein Titel lautet: „Das Kind in dir muss Heimat finden. Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme.“
Den Link findest du in den Shownotes. Auch das Arbeitsbuch zu diesem Buch verlinke ich dir hier. Auch das ist sehr empfehlenswert. Es ist ein bisschen anders als das ursprüngliche Buch.
Stefanie Stahl unterteilt nicht in Über-Ich, Erwachsenen-Ich, Eltern-Ich, Kind-Ich usw. Vielmehr verwendet sie nur zwei Ebenen. Sie sagt, für ihre Arbeit als Therapeutin reiche das. Und auch für die Arbeit mit einem solchen psychologischen Buch ist das völlig ausreichend.
Sie unterteilt demnach nur in das Erwachsenen-Ich, also den inneren Erwachsenen, und das Kind-Ich. Wobei sie das Kind-Ich nochmals unterteilt in das Sonnenkind – das ist das fröhliche innere Kind – und in das Schattenkind – das ist das verletzte innere Kind. Die Namen „Schattenkind“ und „Sonnenkind“ hat sie sich allerdings bei einem Kollegen geborgt.
Sowohl die Stefanie Stahl als auch Gudrun sagen, wenn wir angegriffen werden, sollten wir alles daran setzen, mit unserem Erwachsenen-Ich zu reagieren. Also mit dem Teil in uns,
Wir sollten versuchen, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Versuche, dem anderen auf Augenhöhe zu begegnen und dessen inneren Erwachsenen anzusprechen.
Bitte reagiere nicht mit dem Eltern-Ich! Werde nicht belehrend! Verzichte auf Ansagen wie: „Hey! Wert doch erst einmal ruhig. Beruhige dich zuerst einmal, dann können wir miteinander reden.“
Stattdessen solltest du ihm auf Augenhöhe begegnen. Denke immer daran: du warst sicher auch schon einmal aufgeregt und hast dann keine Belehrungen benötigt.
Kommen wir zu der Frage, wie es dir gelingt, mit dem Erwachsenen-Ich zu reagieren. Und damit bin ich bei meinem „Trick“. Der Trick ist genau genommen ein mentales Bild, das ich dir anbiete.
Was passiert, wenn dich jemand beleidigt, wenn dich jemand angreift?
Dann können in dir zum Teil widersprüchliche Gefühle entstehen. Ich nenne dir die 3 Gefühle, die inzwischen in solchen Situationen in mir entstehen:
Wenn ich angegriffen werde, bin ich zunächst überrascht.
Anschließend werde ich aggressiv. Ich spüre: Verdammt noch mal! Wieso greift er mich an?
Und dann kommt in mir das Bedürfnis auf, es dem anderen zu zeigen. D.h., das Schattenkind in mir will zurückschlagen. Nur ist die Frage: Ist das souverän?
Wenn ich angegriffen werde, dann halte ich mir sofort etwas vor Augen. Und das erledigt das Erwachsenen-Ich ihn mir.
Ich werde angegriffen, weil der Angreifer in dem Moment glaubt oder fühlt, dass ich in einem höheren Status bin als er.
Er fühlt sich demnach geringwertiger als ich. Das passiert mir zum Beispiel, wenn ich als Trainer Seminare oder Workshops gebe oder als Dozent unterwegs bin. Das kann auch passieren, wenn ich als Redner auf der Bühne stehe. Glücklicherweise ist das bisher nicht vorgekommen. Wir sagen viele Leute, ich habe eine tolle Bühnenpräsenz und eine gute Ausstrahlung. Und wahrscheinlich traut sich deshalb niemand, mich anzugreifen.
Als Trainer jedoch habe ich das öfters schon erlebt, dass Leute versuchen mich als Trainer – ich sage einmal flapsig – anzumachen. Ob ich denn überhaupt Ahnung hätte von der Materie? Ob ich überhaupt wisse, wie sich die anderen fühlen? Usw. In der Rolle erlebe ich das öfters einmal.
Wenn mich jemand angreift, und ich es schaffe, den Erwachsenen in mir zu aktivieren – und inzwischen gelingt mir das sehr häufig –, dann fühle ich mich in dem Moment überlegen und erhaben. Ich kann dem Angreifer mit Nachsicht begegnen.
Und das dritte Gefühl, dass ich bei jedem Angriff zumindest versuche zu aktivieren, ist folgendes: Ich bzw. der Erwachsene in mir zwingt mich dazu, den Angriff als Trainingsmöglichkeit zu sehen. Tatsächlich habe ich es in den letzten 2 Jahren häufig erlebt, dass ich einen Konflikt hatte und eine Stimme in mir sagte: „Hey, geil! Ein Konflikt! Daran kannst du wachsen.“
Okay, in einem Konflikt zu stecken, ist nicht schön. Wir wollen alle Harmonie erleben. Wir wollen einander verstehen. Und dennoch gelingt mir, Konflikte und Angriffe als Entwicklungs- und Trainingsmöglichkeiten zu sehen. Und dann kommen tatsächlich mir Gefühle wie Freude und Neugier auf. Das klingt erst einmal etwas komisch. Doch tatsächlich gelingt mir das inzwischen fast immer.
So wünsche ich dir, dass es dir gelingt,
Ganz einfach: Du stellst dir vor, du bist der Erwachsene und du wirst angegriffen. Dieses Mal allerdings nicht mit Wörtern sondern körperlich.
Das, was ich dir jetzt gerade empfehle, ist das mentale Bild, das du von dir selber haben solltest.
Der Angreifer empfindet sich im Normalfall in einer minderwertigen Position – im Tiefstatus – im Vergleich zu dir. Deshalb greift er dich an.
Stellte vor, du wirst körperlich angegriffen – allerdings von einem kleinen Jungen oder einem kleinen Mädchen. Stell dir vor, ein Knirps reicht dir bis knapp über das Knie und er oder sie tritt dir voll gegen das Bein.
Wie reagierst du?
Ich bleibe für das folgende Beispiel bei einem kleinen Jungen. Wenn der Kleine voll zutritt, dann merkst du das wahrscheinlich und bist im ersten Moment überrascht und reagierst mit: „Aua!“
Es ist nicht so, dass du zusammenbrichst, vielmehr merkst du den Angriff einfach und bist überrascht. Und natürlich auch etwas unerfreut.
Prinzipiell hast du nun 3 Reaktionsmöglichkeiten. Die ersten beiden sind die kindlichen Reaktionen. Die letzte Reaktion ist die des Erwachsenen.
Die erste Reaktion kennst du bereits; es ist der Kampf. Du kannst sauer werden auf den Kleinen Jungen und… Wie kündige ich das jetzt an? Wenn du eine empfindliche Natur bist und gerade nicht im Auto sitzt, dann halte dir doch bitte die Ohren zu oder überspringe den nächsten Absatz beim Lesen.
Was würde Kampf bedeuten in der geschilderten Situation? Was machst du den Kleinen? Du könntest ihn in die Ecke kicken. D.h., du trittst ihn, und er fliegt in die Ecke.
Wahrscheinlich greift er dich nie wieder an. Er tritt dich nie wieder. Die Frage ist nur: Ist das eine souveräne Reaktion? Ich meine: Nein.
Die zweite Reaktionsmöglichkeit, die zweite Option, ist die Flucht. Du kennst sicher das Schema Kampf oder Flucht. Das sind unsere archaischen Reaktionsmuster. Das sind die ganz tief in uns sitzenden Muster.
Wie könntest du für den Fall Flucht gegenüber dem kleinen Jungen reagieren? Du könntest ihn fragen: „Hey! Was willst du? Ich gebe dir das.“
Diese Reaktion siehst du öfters bei Eltern im Supermarkt, wenn die Kinder anfangen zu jammern und zu weinen, weil sie eine Süßigkeit haben wollen. Und die Eltern sagen: „Okay“, und geben damit auf.
Das ist die Flucht, der Rückzug, in die Ruhe, in das eigene Innere. Kopf in den Sand und sagen: „Hier hast du den Schokoriegel. Aber bitte, bitte sei jetzt ruhig!“
Auch das ist sicher keine souveräne Reaktion. Deshalb empfehle ich sie auch nicht.
Du solltest versuchen, diese beiden Reflexe – zu kämpfen oder zu fliehen –, zu kontrollieren. Denn sie entsprechen den inneren Kindern, die in dir reagieren wollen. Stattdessen jedoch sollte der Innere Erwachsene zum Zug kommen.
Wie reagierst du vernünftig bei einem kleinen Jungen, der dich tritt?
Du sagst: „Hey! Was soll das? Das tut ein bisschen weh. Tritt mich nie wieder! Hast du mich verstanden?“
Du wirst mit einem kleinen Jungen wahrscheinlich in einem ganz bestimmten Tonfall reden bzw. in einem bestimmenden Tonfall. Und natürlich kannst du auch noch das Eltern-Ich etwas sagen lassen. Das kann etwas erziehen.
Du kannst so etwas sagen wie: „Und hört zu! Das macht man prinzipiell nicht. Man tritt keine anderen Menschen.“ Gegenüber Erwachsenen sparst du dir bitte Belehrungen jedweder Art.
Also noch einmal: Wie reagierst du souverän gegenüber einem Angreifer?
Du reagierst so, wie du gegenüber einem kleinen Jungen reagieren würdest, der dich gerade getreten hat. Und zwar bestimmend, dabei dennoch freundlich. Du verwendest keine Du-Botschaften, wie zum Beispiel: „Ey, du Arsch! Wieso trittst du mich? Das macht man nicht!“ Das wäre falsch.
Vielmehr sagst du: „Hey! Was soll das? Das macht man nicht. Tritt mich bitte nie wieder! Hast du mich verstanden?“
Bitte starte keinen Gegenangriff. Tritt den anderen nicht. Beleidige den anderen nicht. Das bringt nichts.
Ich habe damals angefangen Karate zu lernen, weil ich Kämpfe vermeiden wollte, ohne zu unterliegen.
Ich wollte nicht kämpfen lernen. Ich wollte Kämpfe vermeiden.
Und genau dieses Mindset, diese Einstellung, kannst du im Kampf der Wörter zeigen.
Ich wünsche dir, dass dir dies in Zukunft möglichst häufig gelingt.
In der Überschrift habe ich den Trick „einfach“ genannt. Wie immer heißt einfach nicht, dass er leicht anzuwenden wäre. Mein Vorschlag für ein Mentaltraining für dich lautet: Gehe in Gedanken verbale Angriffe der Vergangenheit durch, bei denen du früher mit Kampf oder Flucht reagiert hast.
Und jetzt stell dir vor, du bist der Erwachsene. Der Angreifer ist der kleine Junge oder eben ein kleines Mädchen.
Beantworte die Fragen einmal für dich im stillen Kämmerlein und spiele die Situation in Gedanken noch einmal durch. Dabei reagierst du mit der entsprechend richtigen Stimme.
Und dann spiele deine neue Rolle täglich in Gedanken durch.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg dabei.
Wir sind am Ende angelangt. Die Shownotes zu heutigen Folge findest du unter maluschka.com/029.
Wenn du meinen Podcast gut findest, dann bitte ich dich um eine kleine Fünf-Sterne-Bewertung. Entweder auf Spotify oder auf Apple Podcasts. Also wenn du meinen Podcast gut findest, freue ich mich über deine fünf Sterne Bewertung. Ich danke dir ganz herzlich dafür. Du hilfst damit, den Podcast bekannter zu machen. Du hilfst, dass andere Menschen ihn entdecken können und davon profitieren.
Ich sage schon einmal ganz herzlichen Dank einerseits – hoffentlich – für deine Bewertung, andererseits auch dafür, dass du mir heute wieder deine Zeit geschenkt hast. Und die Zeit ist schließlich das Wertvollste, was wir haben.
Zum Schluss habe ich heute noch einen Hinweis in eigener Sache.
Vielleicht kennst du mein Buch "Konflikt-Power" noch nicht. Der vollständige Titel lautet "Konflikt-Power: Die beliebtesten Artikel und Podcastfolgen".
Dort habe ich die am häufigsten gehörten Podcastfolgen, die am meisten geteilten Beiträge und die am häufigsten gelesenen Blogartikel zum Nachlesen zusammengefasst. Das heißt, du bekommst in einem Buch kompakt auf 270 Seiten die Essenz aus sieben Jahren Blog und Podcast zu den Themen Kommunikation und Konfliktmanagement.
Mit dabei sind diese Folge hier:
Wenn du das Buch holen willst, kannst du das am besten unter Maluschka.com/kpb. Oder du gehst eben hier auf die Artikel zu dieser aktuellen Episode und dort findest du rechts im Kasten auch den Kaufen-Button für das Buch. Ich danke dir für dein Interesse.
Ich wünsche dir noch einen richtig schönen Tag. Eine gute Zeit. Mach's gut. Ciao. Ciao. Und tschüss!
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