Heute Morgen trat ich um 6:30 Uhr vor die Haustür. Dunkle Kälte empfing mich. Das ist um diese Zeit per sé schon mal nicht so erbaulich. Zumindest für die Schlaftypen, die nicht ab 4:30 Uhr jubelnd und hellwach durchs Leben springen. Ich schlug meinen Kragen hoch und blickte die leere Straße entlang. Kein Auto zu sehen – um diese Zeit kein Wunder! Und plötzlich erblickte ich ihn. Eine Mischung aus Bewunderung und Abscheu erfasste mich. Ein Jogger!
Er trug halblange Hosen bei gefühlten 3 Grad. Die Kälte kroch unaufhaltsam in meine Klamotten und drang schnell bis zu meiner Haut vor, die noch nach Bettwärme lechzte. Und ich fragte mich zwangsläufig, wie ein Mensch in dieser müden Zeit draußen rennen könnte, ohne auf der Flucht zu sein.
Innerlich schüttelte ich den Kopf und gleichsam mich vor Kälte und Widerwillen. Morgens im Winter rumjoggen – das könnte mir nie passieren! So mein erster Gedanke. Doch halt! Es gab anderthalb Jahre, da stand ich morgens über eine wertvolle halbe Stunde eher auf, um Morgengymnastik und Yogaübungen absolvieren zu können. Wow! Was für ein Höchstmaß an Disziplin ich damals an den noch nicht angebrochenen Tag legte! Beachtlich, wie ich heute meine.
Aktuell verteile ich meine Bewegungseinheiten oft über den Tag. Dabei verausgabe ich mich nicht, sondern integriere Bewegungshäppchen in den Büroalltag. Heftiger strenge ich mich körperlich meist in den Abendstunden oder am späten Nachmittag im Rahmen eines Trainings an. Doch entspricht dies meinen Genen, oder habe ich es mir nur angewöhnt? Gibt es den typischen Abendsporttypen und den Morgenjogger? Oder ist alles eines Frage der Gewohnheit?
Meine eigene Vita lässt mich vermuten, dass es eine Mischung aus beiden ist. Ich konnte mir Gymnastik am Morgen angewöhnen. Derzeit nutze ich die Morgenstunden, wenn die Zeit dazu ist und beispielsweise keine Gruppe auf mich wartet, zum Lesen, zum Reflektieren und zum Schreiben. Das genieße ich regelrecht. In einem Jahr kann das aber wieder ganz anders aussehen. Vielleicht nutze ich dann die ersten zwei Morgenstunden eher für ein opulentes Frühstück in verzückender und anregender Gesellschaft? Ich weiß es nicht.
Meine Überzeugung ist: Wir können uns jederzeit bewegen. Und dies im doppelten Sinne. Letztlich kommt es nur auf die Motivation an. Und ein Teil derselben kann und sollte grundsätzlicher Spaß an Bewegung sein. Der geistigen und der körperlichen. Nur was sich bewegt, lebt.
Was denkst du?