Ihr habt euch auf ein Ziel geeinigt. Ein gemeinsamer Weg jedoch ist weit entfernt. Denn ihr streitet euch, wie ihr am besten lauft.
Frederike will den kürzesten Weg nehmen. Das sei effizient.
Paul ist der viel zu steil. Er bevorzugt den Weg außenrum. Der sei wunderschön.
José schüttelt den Kopf. Der beste Weg führe zunächst außenrum, dann quer durchs Gestrüpp.
Auf diese Art macht ihr nie den ersten Schritt.
Wie schafft ihr es, euch zu einigen, um endlich loszulegen?
Viel Spaß beim Hören!
Alle Folgen von „Konflikt-Power aufs Ohr“ findest du hier.
Einen wunderschönen Tag wünsche ich dir. Ich bin Axel Maluschka, und du hörst den Podcast Konflikt-Power aufs Ohr.
Du erfährst hier ganz nebenbei, wie du nicht nur Brücken zu anderen Menschen baust, sondern wie ihr gemeinsam den Weg über die Brücke beschreitet.
Dies ist das Thema der heutigen Episode 8.
Nachdem wir uns in der letzten Folge angeschaut hatten, warum man über Ziele nicht in Streit ausbrechen sollte, betrachten wir heute, wie man sich möglichst streitfrei auf einen gemeinsamen Weg einigt.
Viel Spaß dabei und ein wenig Musik zum Einstieg.
[Musik]
Ich verwende seit mehr als einer Woche begeistert eine neue Software, mit der ich ein uraltes Problem in den Griff kriege, nämlich meine Aufgaben zu effektiv zu organisieren. Auf Todoist bin ich über den Podcast Solopreneur's Moshpit von Gordon Schönwälder aufmerksam geworden.
In dieser Software erhält man für das Einstellen und fristgerechte Erledigen für Aufgaben Punkte, die man ansammelt und einem Rollenspiel nicht unähnlich in einem Levelsystem aufsteigt.
Auch wenn es zuerst albern erscheinen mag, es funktioniert, sprich es motiviert.
Evernote, Trello, Outlook, Textlisten, handschriftliche Notizen - wie erstellst du deine To-do-Listen? Hast du auch die Erfahrung gemacht, zuerst begeistert gewesen zu sein und die Methode dann doch irgendwann nicht mehr zu nutzen?
Genau dies ist jetzt für mich mit der neuen Software anders geworden.
Entscheidend allein ist, womit du wirklich klarkommst.
Leider bestehen nun allerdings viele Chefs und Manager auf eine klar definierte Methodik für alle Mitarbeiter. Ich möchte dich nun dazu motivieren, dich falls in deinem Falle nötig, dem entgegen zustellen.
Ein Beispiel aus meiner derzeitigen beruflichen Praxis.
Ich unterrichte Kaufmännisches Rechnen in mehreren Klassen. Wenn ich z.B. mehrere verschiedene Rechenwege beim Prozentrechnen vorstelle und jede/r frei entscheiden kann, welchen Weg er einschlägt, gibt es immer wieder Schüler, die dies nicht gut finden. Und zwar deshalb, weil sie es aus ihrer Schulzeit nicht gewohnt sind. Das finde ich schade.
Ich wünsche mir, dass du frei deinen eigenen Weg finden kannst und ihr als Team den Weg erarbeitet, der für euch gemeinsam der beste ist.
Der wichtigste Leitsatz in meinem Ansatz ist:
Es geht um das Prinzip, das funktioniert und nicht um den konkreten Weg!
Gleich ob Mathematik, Kaufmännisches Rechnen, Karate - es geht um die Prinzipien. Die konkrete Ausgestaltung ist individuell zu entdecken.
Unser Bildungssystem lehrt leider eher die konkreten Wege, deshalb scheint es nicht nur mir dringend reformbedürftig. Dies trifft seit dem Bologna-Prozess auch auf unser Hochschulwesen zu.
Als erstes geht es nun darum, einerseits den Weg zu definieren, andererseits das Ziel davon zu unterscheiden und klar herauszuarbeiten.
Hierbei hilft es, sich die Begriffe Effektivität und Effizienz zu veranschaulichen, wie wir es in der vergangenen Folge bereits im Zusammenhang mit dem Podcast Führung auf den Punkt gebracht von Bernd Geropp kennenlernen durften.
Effektivität richtet sich demgemäß auf das Ziel aus, auf das Was, Effizienz hingegen auf den Weg, auf das Wie.
Bewegen wir uns in wirklich in die gewünschte Richtung? zum Einen.
Bewegen wir uns schnell, mit Freude und möglichst viel Lernerfolg? zum Anderen.
Als nächstes möchte ich Mut machen, auch scheinbar dumme Wege einzuschlagen.
Speaker's Excellence hatte auf dem 9. Kölner Wissensforum Nico Gundlach zu einem Vortrag eingeladen, auf dem er über Kreativität referierte.
Er machte dabei deutlich, dass Kreativität in Form guter Ideen vornehmlich außerhalb der Arbeit, also etwa am Schreibtisch oder bei Meetings, seinen Nährboden findet.
So verwundert es nicht, dass Google bis jüngst mit seiner sogenannten 20 Prozent-Regel arbeitete, die besagte, dass jeder Mitarbeiter 1 Tag in der Woche vollkommen frei für Experimente und verrückte, auch scheinbar firmenferne Aktivitäten verwenden durfte. Das Ergebnis war, dass gerade auf diesem Wege unglaublich viele neue Google-Produkte entstanden.
Ein weiteres Beispiel, aus dem Karate.
Die Bewegungsform Mawashi uke wurde im Ashihara Karate, wie man sich erzählt, nach einer zwar fehlerhaften aber äußerst wirksamen Ausführung durch einen Anfänger reformiert und genauso ins Repertoire aufgenommen, wie sie scheinbar falsch von dem Anfänger bei seiner Vorführung zur Verblüffung der anwesenden Meister ausgeführt wurde.
Heute ist der Mawashi uke eine zentrale Bewegungsform, die in mehreren Karatestilen immer wieder in Abläufen angestrebt wird. Hierzu wäre es nie gekommen, wären die Oberen im Ashihara Karate nicht offen gewesen für Neues und scheinbar Falsches, scheinbar Verrücktes.
Man könnte sagen, gerade geringe Betriebsblindheit und Dilettantisches kann zum Ausloten neuer kreativer Wege einen wertvollen Beitrag leisten.
Wenn du nun einen Weg für dich und dein Team vor Augen hast, den du für den Besten hältst, sei klug und bestehe nicht starr auf diesen! Nehmt euch die Zeit, darüber zu reden, es lohnt sich. Wäge Vor- und Nachteile der einzelnen Wege ab und sei offen für Neues.
Ich war vor vielen Jahren einmal auf einem Brainstorm Meeting in einer Firma, bei dem zwar jeder seine Ideen in die Runde werfen durfte, doch die anwesende Geschäftsführerin bewertete alles umgehend und verwarf es dementsprechend.
„Geht nicht! Ist Quatsch! Wird nicht funktionieren! Können wir bei unserem Auftraggeber nicht durchsetzen!“ usw. usf.
Du kannst dir ausmalen, am Anfang sprudelten die Ideen. Dann versiegten sie relativ schnell, nachdem sie von der Geschäftsführerin immer wieder umgehend begraben wurden.
Ergebnis des Meetings: gleich null.
Die zuständige Moderatorin hatte an diesem Ausgang einen entscheidenden Anteil, sie hatte ihren Job nicht gut gemacht.
Als Moderator eines Workshops hingegen, bei dem es darum ging, Aufgaben in einer Firma neu zu verteilen und bislang unausgetretene Wege zu erschließen, regte ich die Anwesenden in gelöster Runde dazu an, sich Gedanken darüber zu machen, was man tun müsse, um möglichst schnell pleite zu gehen.
Nach kurzer Zeit hatten wir drei Flipcharts vollgeschrieben.
Später arbeiteten wir den Kern der gesammelten Negativ-Vorschläge heraus und nahmen ihn als Grundlage für die Formulierung einer neuen produktiven, effizienten und positiven Zielausrichtung, sprich die möglichst beste neue Planung.
Es wird dich nicht wundern, wenn ich dir sage, die erste der beiden angeführten Firmen gibt es heute tatsächlich nicht mehr, die zweite jedoch floriert.
Seit offen für neue Wege, beharrt nicht auf Altbewährtem, arbeitet das Positive heraus und entscheidet euch gemeinsam dafür, den möglichst besten Weg miteinander zu beschreiten.
Das war's von meiner Seite.
Die Links und Shownotes zur Episode findet ihr unter maluschka.com/008. Einen schönen Tag euch allen.
Foto: Éricklis Boito / Scopio
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