Kennen Sie das? Sie sind auf Ihrer Mission. Sie brennen für Ihr Ziel. Sie arbeiten verdammt hart dafür. Und dann kurz vor dem Zieleinlauf funkt Ihnen das Schicksal dazwischen. Passiert Unerwartbares. Haben Sie einfach Pech.
Als ich mich Anfang 2011 zum zweiten Mal auf meine Prüfung zum Braungurt in Kickboxen vorbereitete, sollte nichts mehr schiefgehen. Beim ersten Mal anderthalb Jahre zuvor war ich 3 Wochen vor der Prüfung krank geworden. Mist! 2011 nun war ich topfit, gut vorbereitet und mir sicher, das Prüfungswochenende im März zu meistern. Bis ich mich im Januar in einem österreichischem Krankenhaus wiederfand. Kreuzbandriss beim Skifahren. Mindestens eine halbes Jahr Pause vom Kampfsport. Prüfung ade! Schon wieder…
Habe ich mich geärgert? Klar! War ich richtig sauer wegen des wiederholten gesundheitlichen Pechs? Keine Frage!
Und dennoch ahnte ich schon vor der Knie-OP, dass es nur eine weitere Verzögerung werden würde. Ärgerlich, aber nichts, was mich für immer ausbremst. Den Braungurt erhielt ich einige Zeit später, der Schwarze sollte auch noch folgen.
Sicher haben auch Sie schon Schicksalsschläge erlitten. Hatten Sie einen schweren Unfall? Litten Sie an einer heftigen Krankheit? Verloren Sie den Job, den Partner oder die Familie?
Und die wichtigste Frage: Trugen Sie die Verantwortung dafür?
Für die Fälle, dass Sie wirklich nur Pech hatten, kommt es meiner Überzeugung nach letztlich darauf an, wie Sie damit umgehen. Ärgern Sie sich über die Maßen? Oder nehmen Sie das Pech gelassen als eine Möglichkeit von vielen hin?
Ich denke, ein gelungenes Leben hängt auch davon ab, wie Sie mit Pech und Misserfolgen umgehen. Und natürlich mit der Kehrseite, dem Glück und den Erfolgen. Um in möglichst vielen Fällen eine gute Balance aus Ärger oder Freude einerseits und Gelassenheit andererseits zu erreichen, hilft mir folgende Sichtweise:
Du kannst alles richtig machen und trotzdem am Ende Pech haben.
Und natürlich:
„Du kannst vieles falsch machen und dennoch am Ende Glück haben.“
Was gefällt Ihnen besser?
Die Sichtweise hatte ich bewusst verinnerlicht, als ich mich einige Zeit intensiv mit Poker beschäftigte. Wenn Sie jetzt denken: Stimmt, Poker ist auch nur so ein Glücksspiel, genau wie das Leben!, dann haben Sie beides meiner Meinung nach nicht ansatzweise verstanden.
Poker ist ein Geschicklichkeitsspiel mit einem Glücksanteil. (Sonst gäbe es keine Meisterschaften.) Und genau wie Pokern ist das Leben eine Abfolge von Ereignissen mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten. Im Spiel der Karten und Chips ebenso wie im Spiel des Lebens wetten wir auf bestimmte Ereignisse. Das Leben bietet gegenüber Poker jedoch einen entscheidenden Vorteil: Ich kann durch Arbeit die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ereignisse verändern. Und so machen letztlich auch Ziele und Strategien zu ihrer Erreichung Sinn.
Beim Poker kann es passieren, dass Sie richtig wetten und dennoch verlieren. Sie liegen beim Texas Holdem bis zur vorletzten Karte mit 98% Wahrscheinlichkeit vorn. Ihr letzter Gegner geht Ihr Allin mit und realisiert seine 2%-Chance. Pech für Sie – in der Runde haben Sie alles verloren. Hier ruhig zu bleiben, fällt verdammt schwer.
Und dennoch, hier wie im Leben verhilft mir folgendes Modell (meist) zur Gelassenheit: Jedes künftige Ereignis tritt mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auf. Oft passiert das Wahrscheinliche entsprechend der Normalverteilungskurve, doch manchmal passiert das Unvorhersehbare. Dann habe ich Glück oder Pech.
Und wie beim Poker zählt letztlich das langfristige Ergebnis. Vielleicht die Antwort auf die Frage: Wie sehr habe ich meinem Lebenszweck oder –sinn entsprochen? Wobei ich beides unterwegs auf meinem Weg zum Grab auch finden sollte.
Glück und Pech sind demnach nichts als ehemals unwahrscheinliche Ereignisse. Ärgern oder freuen Sie sich ruhig darüber, aber nicht zu sehr!
Was denkst du?