Was du unbedingt über Konflikte wissen musst, um sie zu meistern.

VON Axel Maluschka
12. September 2016

Bist du im Streit schon mal laut geworden? Hast du schon einmal aggressive Menschen erlebt, die sich beinahe geschlagen hätten?

Ich reagiere auf solche Emotionen immer allergisch. Ich kann sie kaum ertragen. Früher bin ich geflüchtet, wenn die Luft brannte. Heute versuche ich zu helfen.

Ich habe schon immer Menschen bewundert, die auch bei explosiver Stimmung gelassen bleiben und sogar beruhigen können. Das sind die natürlichen Konfliktmeister.

Heute kannst du hören, was diese Menschen meist intuitiv über Konflikte verinnerlicht haben.

In dieser Episode erfährst du:

  • Was genau ein Konflikt ist
  • Warum jeder Konflikte hat
  • Worum es in jedem Konflikt in Wahrheit geht
  • Warum die meisten Konflikte nicht wirklich beendet werden und
  • Was die einzige echte Lösung für den Konflikt ist.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Hören!


Shownotes:


Alle Folgen von „Konflikt-Power aufs Ohr“ findest du hier.


Transkript

Grüß dich!

Du hörst den Podcast „Konflikt-Power aufs Ohr“. Ich bin Axel Maluschka.

Du erfährst hier ganz nebenbei, wie du deine Konflikte so löst, dass sie langfristig zu deinem Vorteil ausgehen. Dabei habe ich Regeln aus dem Karate aufgestellt und auf die Kommunikation übertragen, so dass du in explosiven Situationen souverän und gelassen bleibst.

In der heutigen Episode behandeln wir die grundsätzlichen Themen, denn heute ist es ja faktisch die erste offizielle Episode. Letzte Woche war die Pilotfolge, also die mit der Nummer 0. Heute geht es mit der richtigen Nummer 1 los und das Grundsätzliche, ja das sind die Fragen: Was ist eigentlich ein Konflikt?

Wir werden uns anschauen, worum es in jedem Konflikt wirklich geht, also auf was kann man die Konflikte zurückführen.

Und natürlich schauen wir uns an, welche Lösungen gibt es grundsätzlich. Ich wünsche dir viel Spaß mit der heutigen Folge. Dann lass uns mal loslegen!

[Musik]

Bevor wir ins Thema Konflikte einsteigen, will ich noch kurz was in eigener Sache anmerken.

Ich hab heute so richtig gute Laune, also mir geht es schweinegut; nicht nur weil draußen die Sonne scheint und herrliches Wetter ist; nicht nur weil ich hier an meinem Mikrofon stehen kann, ja ich stehe, den Podcast einsprechen und damit was für mein Business tun kann, sondern heute ist ein Gastartikel von mir erschienen beim Walter Epp, der betreibt den Blog schreibsuchti.de.

Dieser Gastartikel ist ein riesengroßes List-Post von mir. Dort habe ich mir Wörter und Phrasen angeschaut, die du in deinem Text nicht mehr verwenden solltest. Der Titel lautet „60 Wörter, die deinen Text vergiften – mit Gegengift“.

Ich werde das auch in den Shownotes verlinken. Falls dich das Thema interessiert, also falls du Texte schreibst und du möchtest, dass diese gelesen werden, dass sie wirkungsvoller, kraftvoller, lebendiger werden, dann schau mal den Artikel an.

Ich bin deshalb so happy, weil die Kommentare durchweg so positiv bisher sind. Es geht gerade richtig die Post ab. Ich komme mit dem Antworten auf die Kommentare kaum nach, und das freut natürlich das Autoren- und Blogger-Herz. Also das vorab. Damit steigen wir unser heutiges Thema ein, in das Thema Konflikte.

Beginnen wir mit der wichtigsten Frage:

Was ist ein Konflikt?

Dazu können wir ganz kurz mal in Wikipedia reinschauen. Und Wikipedia sagt, Konflikt, also der Name, kommt von dem Lateinischen confligere, was soviel heißt wie zusammentreffen, kämpfen.

Nun bin ich kein Lateiner,und ich kann nicht sagen, inwieweit das stimmt oder welche Übersetzungen es dann noch gibt, die dann eventuell noch treffender wären.

Aber irgendetwas trifft da aufeinander, ich würde sagen, es prallt etwas aufeinander.

Was kann das sein?

Das können Interessen, verschiedene Ziele, Meinungen sein, es können Anschauungen oder auch Werte sein. Beteiligt sind zwei Personen oder verschiedene Gruppen.

Du hast vielleicht auch schon mal erlebt, dass du einen inneren Konflikt hast. Du brauchst gar nicht andere Leute dazu um ein Konflikt zu haben.

Konflikte sind nicht per se etwas Schlechtes, sondern Konflikte gehören zum Leben dazu. Dazu habe ich auch schon einmal einen Artikel geschrieben, der heißt „Warum du lügst, wenn du glaubst, keine Konflikte zu haben.“ Ich werde ihn auf jeden Fall in den Shownotes auch verlinken.

Jeder Mensch hat Konflikte. Die Leute, die glauben keine zu haben, die belügen sich in meinen Augen selbst.

Stell dir mal vor, du fährst mit deinem Auto in irgendeine deutsche Innenstadt. Du willst nur mal zur Bank Geld ziehen oder was auch immer, und du suchst logischerweise einen Parkplatz, am besten natürlich einen, der kostenlos ist. Das gibt es ja heutzutage kaum noch, aber du bist Optimist.

Glaubst du, du bist der einzige, der gerade mit dem Auto unterwegs ist und in der Innenstadt einen Parkplatz sucht?

In dem Moment, wo du dieses Vorhaben hast, hast du ein Konflikt mit den Dutzenden oder Hunderten Anderen, mit den anderen Menschen die ebenfalls in der Innenstadt einen möglichst kostengünstigen oder kostenfreien Parkplatz suchen.

Das heißt, du hast einen Konflikt und das ist per sie erst mal nichts Schlimmes. Es gibt begrenzte Ressourcen, freie Parkplätze in der Innenstadt. Noch begrenzter sind die, wenn du einen kostenlosen Parkplatz haben willst. Ja und in dem Sinne prallen da Interessen oder Ziele aufeinander.

Ein Konflikt ist also nichts Schlimmes. Wenn Interessen, Ziele, Werte aufeinander prallen, heißt das nicht, dass das böse oder schlecht ist.

Im Gegenteil: Weh tut ein Konflikt prinzipiell erst dann, wenn er eskaliert, wenn sich die Fronten verhärten.

Ja, du hast den Parkplatz gefunden, du willst dort gerne mit deinem Auto rein fahren, und da schnippelt dir so ein kleiner Smart mal so kurz rein. Der Fahrer steigt aus und grinst dich an. Dann ist das Potenzial da, dass der Konflikt eskaliert.

Ich habe für mich mal eine Definition aufgestellt.

Was ist ein Konflikt?

Ein Konflikt ist eine Auseinandersetzung zwischen dir und mindestens einer anderen Person, bei der es dir manchmal in den Fäusten juckt.

Du denkst, dem Typ, der dir gerade den Parkplatz weggeschnappt hat, dem würde ich jetzt am liebsten ein paar auf Maul hauen. Dies Gedanken, diese Bewertungen, die haben wir dann alle relativ schnell im Kopf oder im Herzen oder wo auch immer.

Der Konflikt tut dann weh, wenn er eskaliert. Was heißt das?

Es gibt nach Friedrich Glasl so ein Modell der Eskalationsstufen. Ich werde da auch einen Link zu Wikipedia rein stellen, da kann man sich ein ersten Überblick verschaffen.

Und der Glasl hat gesagt: Es gibt neun Eskalationsstufen

Auf den untersten Eskalationsstufen da tut ein Konflikt praktisch…ja er tut schon weh, er ist nicht so ganz angenehm. Am liebsten wären wir ja wie die Kinder und hätten alles gleich sofort. Das geht halt nicht. Von daher: Auf der untersten Eskalationsstufe ist ein Konflikt vielleicht nicht gerade sehr angenehm, aber er tut noch nicht weh.

Auf den obersten Stufen herrscht nur noch eins, nämlich Vernichtungswille des Gegners, also nicht nur deines Gegners, also nicht nur beim Gegner, sondern auch bei dir selbst. Ihr beide seid zu Gegnern geworden, und ihr wollt den anderen nur noch in den Abgrund reißen, egal ob’s euch selber schadet oder nicht. Vielleicht hast du so was schon erlebt.

Fassen wir zusammen: In einem Konflikt prallen Meinungen, Strategien, Anschauungen aufeinander. Konflikt tut erst dann weh, wenn er eskaliert, d.h. also wenn Emotionen ins Spiel kommen und keine Alternativen gesehen werden. Und ein Konflikt ist nicht per se schlecht und tut auch nicht per se weh.

Im Gegenteil: ich glaube, Konflikte sind etwas Gutes. Konflikte brauchst du, um dich persönlich zu entwickeln. Konflikte müsst ihr innerhalb eurer Gruppe austragen, damit die Gruppe sich entwickelt und festigt. In diesem Sinne hilft es, Konflikte als etwas Gutes, als etwas Positives zu betrachten.

Dazu empfehle ich dir einen Blogartikel von mir in, der heißt 17 Gründe, warum du deine Konflikte lieben solltest oder lieben kannst. Ich verlinke auf jeden Fall den Shownotes dahin. Also ich glaube, Konflikte gehören nicht nur zum Leben dazu, sie sind sogar gut.

O.k., damit kommen wir zur nächsten Frage:

Worum geht’s in jedem Konflikt?

Da kannst du in der Literatur ganz viele Unterscheidungen finden, nach Interessenskonflikt, Zielsetzungskonflikt, Anschauungskonflikt usw., also da gibt’s alleine auf Wikipedia, was ja immer noch zusammenfassende Artikel sind…findest du eine riesige Liste an verschiedenen Konfliktarten, an verschiedenen…ja Dingen, die da aufeinander prallen können.

Ich glaube du kannst das, worum es geht, auf drei Teile oder Dinge reduzieren. Im Grunde genommen kann man sogar noch weitergehen. Manche Leute reduzieren es sogar auf nur eine einzige Sache. Das lernst du in vielen Mediatoren-Ausbildungen, wenn du dich zum Konfliktvermittler ausbilden lässt, dann geht es fast immer nur um die eine Sache, und das sind die Bedürfnisse. D.h. laut der meisten Mediatoren und Ausbilder von Mediatoren, geht es darum, dass deine Bedürfnisse derzeit nicht befriedigt sind oder du für die Zukunft befürchtest, sie könnten nicht mehr befriedigt sein. Und alles kannst du darauf zurückführen. Ein ganz bekannter Vertreter, der das beschrieben hat, ist der Marshal Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation.

Ich werde auch einen Link rein setzen zu ihm, damit du dich da ein bisschen belesen kannst. Auf jedem Fall lesenswert sind die Bedürfnisse die er gefunden hat, und es macht Sinn, sich damit mal damit zu beschäftigen. Ich setze allerdings noch eins obendrauf. Ich sage, es geht nicht nur um die Bedürfnisse und deren  Befriedigung, sondern es geht auch meiner Meinung nach um zwei weitere Dinge, nämlich um Weltbilder und um Werte.

Was sind Weltbilder? Was sind Werte?

Weltbilder sind die inneren Landkarten das ist ein Begriff aus dem NLP,  die inneren Landkarten die jeder mit sich herum trägt. Wir alle haben eine Vorstellung von der Welt da draußen, wie man so schön sagt, eine Landkarte in unserem Kopf, und das Interessante ist, dass jede Landkarte ein kleines bisschen anders ist oder teilweise komplett anders.

Diese Landkarte wird durch deine Erfahrungen gebildet und durch das, was du an Wissen von anderen Menschen aufgenommen hast. Jede Erfahrung ist individuell. d.h. schon allein dadurch, dass jeder seine einzigartige Perspektive hat und einzigartige Erfahrung gesammelt hat, auch wenn sie ähnlich sind. Aber durch die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen ist jede einzelne Landkarte, jedes einzelne Weltbild ein bisschen verschieden.

Wenn du dir das vor Augen hältst und dann auch wirklich verinnerlichst, dann entschärft das schon mal viel Eskalationspotenzial in Konflikten. Wenn einer sagt, „das ist aber so und so“, dein Chef zum Beispiel, dann kannst du sagen „Chef, in deiner Welt ist das so, das respektiere ich auch. In meiner Welt ist das ein bisschen anders“. D.h. die Erfahrungen deines Chefs sind nicht mit deinen identisch, das geht ja auch gar nicht. In diesem Sinne kannst du gerne ein etwas anderes Weltbild haben als dein Chef und damit auch eine etwas andere Meinung.

Was sind Werte?

Werte sind sozusagen der Kompass, der dich durch deine Welt leitet. Deine Werte helfen dir, dich in der Welt zurechtzufinden. Vielleicht ist für dich ein sehr wichtiger Wert Ehrlichkeit. Wenn das für dich ein wichtiger Wert ist und du dich echt bemühst und du auch wirklich fast immer ehrlich bist, also wenn wir ganz ehrlich sind, immer ehrlich sind die wenigsten Menschen…aber du dich wirklich bemühst und das Bemühen heißt jetzt nicht Arbeitszeugnis- Bemühen, sondern du willst immer ehrlich sein und bist es auch größtenteils, dann ist das ein Wert, der dir hilft, dich im Leben zurechtzufinden.

Die Leute werden im Lauf der Zeit merken, dass du ein ehrlicher Typ bist, dass sie dir vertrauen können, dass sie dir glauben können.Und damit findest du dich in deinem Leben gut und immer besser zurecht. Das ist ein Wert.

Ein anderer Mensch hat den Wert Loyalität. Er da steht anderen Leuten bei, auch wenn jemand über in herzieht. Für ihn ist das ein wichtiger Wert, und er lebt diesen Wert. Auch der hilft ihm wieder, sich in seiner Welt gut zurechtzufinden. O.k.

Was sind Bedürfnisse?

Da empfehle ich generell mal einen Blick beispielsweise in Rosenbergs Buch zur gewaltfreien Kommunikation. Das gibt es Listen im Internet. Ich schau mal, dass ich eine finde und auch hier verlinke in den Shownotes.

Rosenberg hat eine relativ lange Liste von Grundbedürfnissen. Ich glaube, man kann diese Liste noch mal weiter verkürzen. Ich bin ein Freund des Zusammenfassens, des auf den Punkt Bringens, und je weniger Punkte eine Liste umfasst, desto brauchbar ist sie für mich. Und deshalb habe ich meine Liste der Grundbedürfnisse soweit zusammengefasst, dass da zum Schluss nur noch die physischen Grundbedürfnisse, die sozialen Bedürfnisse und die Sinnbedürfnisse…da sind dann noch so acht bis zehn Grundbedürfnisse übrig geblieben.

Dieses Modell, das ich für mich aufgestellt habe, werde ich dir noch mal in einer der folgenden Episoden vorstellen. Ob du das jetzt gut findest, ob du das jetzt annimmst, das ist immer deine Sache. Also alles was ich dir hier im Podcast oder in meinem Blog erzähle, das sind alles immer nur Angebote, und du kannst wie in einem Gemischtwarenladen dir das davon nehmen, was dir hilft, wo du vielleicht meinst, dass es gut ist, dass es dir gut tut. Und das, was du nicht gut findest, das lässt du halt einfach liegen. Das bleibt dann im Regal. Das ist auch für mich völlig okay.

Du darfst mir auch immer gerne in den Kommentar schreiben, wenn du anderer Meinung bist, wenn du andere Erfahrungen gesammelt hast. Ich lerne gerne dazu, und dort wo Meinungen aufeinanderprallen, habe ich wiederum die Chance, mich zu entwickeln, vielleicht eine neue Perspektive einzunehmen oder eben von deinen Erfahrungen zu profitieren. Deshalb freue ich mich, wenn du auf meinem Blog auf jeden Fall ein Kommentar hinterlässt. Du hilfst mir damit, auch als Mensch.

Damit kommen wir zum letzten Teil für heute, nämlich das Thema, welche Lösungen gibt es denn für Konflikte, bzw. Lösung ist nicht ganz das richtige Wort, denn in mein Augen gibt es nur eine echte Lösung, nämlich diejenige, bei der alle Konfliktparteien zufrieden sind oder vielleicht sogar glücklich, wo sie das bekommen, was sie wollten. Lösungen in Anführungszeichen sind eigentlich vermeintliche Konflikt-Enden. Man denkt, der Konflikt ist ausgetragen, supi, die Wahrheit ist aber…nein, der Konflikt ist nicht zu Ende. Und ich werde dir auch gleich zeigen, was ich damit meine.

Welche Möglichkeiten eines Konfliktausgangs gibt es?

Also zunächst mal die ganz schlechte, ihr haut euch auf die Schnauze. Der Konflikt ist eskaliert, und die Fäuste fliegen. Gewalt beherrscht das Terrain, und im schlimmsten Fall gibt’s Blut, zerfetzte Klamotten, es gibt Krankenhausbesuche et cetera. All das ist natürlich nicht erstrebenswert. In diesem Fall gibt es zwei Verlierer des Konflikts. Der Konflikt ist natürlich nicht ausgetragen in dem Sinne, sondern ist einfach nur eskaliert, er hat zu Schmerzen geführt, und es ist nicht sinnvoll.

Also in diesem Sinne, sollte ein Konflikt an dem du beteiligt bist, mal eskalieren hin zu physischer Gewalt, hin zum Kampf, dann weißt du in dem Moment, es gibt nur Verlierer. Es ist eine loose loose Situation. Der Punkt ist, wenn du im Krankenhaus liegst, dann du wirst du ja nicht sagen, okay der Konflikt ist jetzt vorbei für mich, alles ist gut…nein natürlich willst du dem Typen bei der nächsten Gelegenheit eins auswischen. Ist ja klar. Also, der Konflikt bleibt bestehen, ist nur eskaliert, und das ist die schlechteste Variante einer Konfliktaustragung.

Die nächste Variante, das wäre der Ausgang win loose, also es gibt einen vermeintlichen Konfliktgewinner, einen vermeintlichen Konfliktverlierer. Ich betone das mit dem vermeintlich deshalb so, weil es nur so scheint, als ob es einen Sieger und ein Verlierer gibt. Auch hier gilt wieder, wenn du der Verlierer bist  dann gibst du doch normalerweise nicht ruhe oder? Dann heißt das für dich, ja hat er ja dieses gewonnen, aber bei nächsten mal… und du wirst vermutlich unterschwellig den einstigen Konfliktgegner, der für dich immer noch Konfliktgegner ist, denn wirst du irgendwie bekämpfen. Du wirst wahrscheinlich zusehen, dass dem mal eins auswischen kannst. Du wirst irgendwie so bekämpfen, dass es gar nicht mitbekommt. D.h. der Konflikt ist in deinen Augen also vielleicht offiziell beendet, aber in dir gärt es weiter.

Das kennst du vielleicht. Also wirst du es wollen, dass der andere doch noch im Nachhinein leidet oder einsieht, dass er doch nicht der Gewinner ist. In diesem Sinne ist die win loose Situation keine echte Konfliktlösung für mich. Wenn ihr beispielsweise in einem Unternehmen seid, und es gibt einen Konfliktgewinner und Verlierer,der Chef ist der Gewinner und der Mitarbeiters ist der Verlierer, dann hat der Chef dafür gesorgt, dass auf lange Sicht von diesem Mitarbeiter beispielsweise sabotiert wird. Oder der Mitarbeiter versucht dann Intrigen zu spinnen. Auf jeden Fall lässt die Motivation des Mitarbeiters nach. Für dich als Chef ist das nicht der günstigste Ausgang des Konflikts. Das solltest du dir bewusst machen. O.k.

Damit kommen wir dann zur Regelung. das ist auch eine Möglichkeit, wie ein Konflikt ausgeht. Die Regelung heißt zum Beispiel: Die Konfliktparteien einigen sich darauf, sie werfen eine Münze, und der Gewinner wird durch Zufall durch diese Münze bestimmt. Kopf oder Zahl, und Kopf gewinnt, der kriegt das, was er will, und Zahl kriegt halt nichts oder weniger oder was auch immer. In diesem Sinne ordnen sich die beteiligten Parteien dieser Regelung unter. Qua Chef, qua Schiedsrichter wird entschieden, du kriegst das große Büro, du kriegst das kleine Büro. Das ist allerdings auch wieder eine win loose Situation, also eigentlich nur eine Verschleppung des Konflikts. Denn der Mitarbeiter, der das kleine Büro bekommt, der will im Nachhinein zeigen, dass das ungerecht war, er fühlt sich ja im Recht. Er hätte das Anrecht auf das größere Büro gehabt. Er ist länger im Unternehmen, er hat mehr gearbeitet als der andere Typ. Der Andere hat sich halt nur besser beim Chef einschleimen können.

Also, in dem Sinne: Regelungen sind letztlich auch keine echten Lösungen, sie bringen aber eine vermeintlich schnelle Lösung. Der Chef, der immer auch die Aufgabe des Vermittlers hat, der hat erst mal seine Ruhe. Nur, die Ruhe wird nicht lange währen. Das kann ich in den allermeisten Fällen versprechen.

Es gibt eine Ausnahme: Wenn eine Regelung getroffen wird und die Menschen dann nichts mehr miteinander zu tun haben. Dann ist der Konflikt zumindest unter den beiden Konfliktparteien beendet.

Nur du solltest nie vergessen: Wenn du beispielsweise Chef bist und du bist Konfliktvermittler …wenn du eine Regelung triffst, dann bekommen das alle Mitarbeiter mit, dass du diese Regelung triffst, und diejenigen, die auf der Seite des vermeintlichen Verlierers stehen, auch wenn der Verlierer dann die Firma verlässt oder so etwas, da bleibt was hängen bei deinen Leuten. Bei deinen Leuten bleibt hängen, dass es Konfliktverlierer in deinem Unternehmen gibt, und in dem Sinne darfst du dir sicher sein, dass der Konflikt einen kleinen Flächenbrand auslösen könnte.

Das solltest du im Hinterkopf behalten. Wenn du, weil du keine Lust hast, dich mit jedem kleinen Kram zu beschäftigen, wenn du schnelle Regelungen triffst oder auch nicht ganz so schnelle Regelungen, der Konflikt ist selten dann wirklich beendet.

Ja, dann kommen wir zu einer möglichen Lösung, die schon in Richtung einer guten Lösung geht, das wäre der Kompromiss

Der Kompromiss produziert sozusagen einen halben Gewinner, einen halben Verlierer und zwar zweimal, also zwei halbe Gewinner, zwei halbe Verlierer. Das heißt, wenn wir zwei Konfliktparteien haben, dann kommen die Parteien sich entgegen. Sie verzichten bei sich ein bisschen auf was, damit sie einen Teil von dem bekommen, was sie haben wollen.

Der Kompromiss ist noch nicht die optimale Lösung. Der Kompromiss ist natürlich besser, als wenn sich die Parteien auf die Schnauze hauen. Das ist klar. Oder ist auch besser, wenn einer als der gebeugte Verlierer den Platz verlässt, und der andere jubelt und triumphiert. Dann ist der Kompromiss auf alle Fälle besser.

Die allerbeste Lösung ist allerdings der Konsens bzw. die Kooperation. D.h. wenn ihr es schafft, die wirklichen Bedürfnisse,  die hinter dem Konflikt liegen, wenn ihr die raus arbeitet, dann kann es passieren, dass alle ihre Bedürfnisse befriedigen können, und gleichzeitig ziehen letztendlich alle an einem Strang. Das heißt vom Platz gehen nur Gewinner. Und das ist die einzige echte Konfliktlösung.

In dem Moment, wo alle bekommen, was sie wollen, in dem Moment ist der Konflikt beendet. Dann gibt es keinen Grund mehr weiter zu streiten.

Alle anderen vermeintlichen Konfliktlösungen bieten das Potential, dass der Konflikt lediglich verschleppt und für den Moment vielleicht etwas entschärft wird. Das solltest du dir als Chef, als Unternehmer auf jeden Fall immer vor Augen halten.

Wie kommt man zur Ideallösung, zur Kooperation, zum Konsens?

Das ist eine weites Feld, das ist im Grunde genommen mein Spezialthema. Ich biete dir dafür Regelungen bzw. Regeln, die du beachten solltest, wenn du Konflikte austrägst. Und wenn du diese Regeln verinnerlichst und trainierst, dann wirst du in der Lage sein, zum Konfliktmeister zu reifen, zu einem Menschen, der seine Konflikte so löst, dass nur noch Gewinner vom Feld gehen. Stellst dir mal vor, wie das so ist, nur noch Gewinner! Du bist von Gewinnern umgeben, du bist selber Gewinner. Klingt doch toll oder?

Ich will mal noch ein kleines Beispiel geben, Das ist möglicherweise dir schon bekannt, denn es ist ein altes Beispiel, das ich mir jetzt nicht ausgedacht habe. Ich meine, das wurde das erste Mal vorgestellt in dem Buch, ich glaube das heißt „Das Harvard Konzept.“ Ich werde mal nachschauen, dass ich das auch verlinke in den Shownotes.

Das ist ein ganz einfaches Beispiel aus dem Alltag. Stell dir mal vor, du bist Mama oder Papa, hast zwei Töchter. Du kommst nach einem langen Arbeitstag nachhause und du hörst schon Geschrei aus der Küche, und du denkst dir, oh Gott die beiden Töchter, sie streiten schon wieder. Du gehst in die Küche und sieht, wie die beiden sich schon halb in den Haaren liegen. Und du siehst auch schon den Streitgegenstand, eine Orange. Du trennst die beiden fast. Eh was ist los, warum streitet ihr euch? Und du erfährst, es ist noch eine Orange im Haushalt, und beide Töchter wollen diese letzte Orange. Was für Konfliktausgänge gibt es nun?

Es gibt natürlich den Ausgang: Hört mal ihr beiden, ich bin hier der Chef im Haus. Ich habe einen langen Arbeitstag. Ich esse jetzt die letzte Orange. Ihr beide geht leer aus. Loose loose, die beiden Töchter haben nichts davon. Und ich verspreche dir, wenn du diese vermeintliche Lösung wählst, wirst du es erleben, dass beide auf dich sauer sind, d.h. die Atmosphäre zuhause dürfte an diesem Abend dann nicht die beste sein. Diese Lösung wurde, glaube ich, im Harvard Konzept nicht vorgestellt. Die habe ich hinzugefügt.

Diese andere Lösung ist eben: Die beiden Töchter liegen sich schon in den Haaren. Du kommst zu spät. Sie kratzen sich, beißen sich, schlagen sich und im Streit geht die Orange drauf…loose loose, niemand hat was davon, außer Schmerzen, Blut und natürlich einer verärgerten Mutter oder einen verärgerten Vater.

Ja, es gibt dann die nächste Lösung: Das wäre die win loose Situation. Das könnte zum Beispiel durch eine Regelung herbeigeführt werden. Du könntest sagen: O.k. ich werfe eine Münze und Kopf kriegt die Orange und Zahl kriegt nichts. Das wäre eine Regelung, win loose. Die Verliererin wird sauer sein. Sie wird wahrscheinlich auch sauer auf dich als Schiedsrichter sein…du hast die Münze doof geworfen! Auf jeden Fall auch nicht die allerbeste Lösung.

Die nächste Lösung wäre dann ein Kompromiss, d.h. du halbierst die Orange. Jedes der beiden Mädels kriegt eine halbe Orange. Es hat mehr als vorher, aber eben nicht genau das, was jedes Mädel wollte.Und bedeutet im Endeffekt, du hast zwei halbe Gewinnerinnern, zwei halbe Verliererinnen. So richtig happy sind sie auch nicht, vielleicht werden die auch noch schmollen. Natürlich kannst auch noch so eine schlaue Lösung machen, wie eine halbiert die Orange, die andere sucht sich ihre Hälfte raus, ganz fair, ganz toll, aber es ist noch nicht die Optimallösung.

Ja und wenn du das Beispiel kennst, dann kennst du auch die Optimallösung. Es schadet aber meines Erachtens nicht, sich die immer wieder mal vor Augen zu halten. Die Optimallösung ist ganz einfach. Du fragst die beiden: „Was wollt ihr eigentlich mit der Orange?“

Die eine sagt dann beispielsweise: „Ja, ich möchten einen Kuchen backen. Ich brauche die Orangenschale“. Und die andere sagt. „Ja, ich möchte mir einen Orangensaft pressen.“ Und bei diesen Antworten liegt die Lösung auf der Hand. Ihr schält die Orange. Die eine kriegt die schale, die andere das Fruchtfleisch. Beide bekommen genau das, was sie wollten, d.h. die Bedürfnisse werden befriedigt.

Ja und jetzt merken Schlaumeier, wenn ich so was sagen, dann an: „Ja, aber meistens ist es doch nicht so einfach!“ Klar, das ist ja auch ein sehr vereinfachtes Beispiel. Ganz oft, vor allen Dingen bei begrenzten Ressourcen, und wenn die Leute genau dasselbe wollen, ist die Lösung nicht ganz so einfach. Aber wenn du die Bedürfnisse, die hinter der Strategie liegen, hinter dem Ziel, wenn du die herausfindest durch Fragen stellen, durch Ernst nehmen, dann kannst du ganz oft überraschende Lösungen mit den beiden Konfliktparteien erarbeiten.

Bzw. wenn du selber Konfliktpartei bist: Wenn du es schaffst, dich zurückzunehmen und du nicht auf deiner Strategie beharrst, dann kannst du es schaffen, dass deine Bedürfnisse und die deines Gegenübers gleichzeitig befriedigt werden. Dann werdet ihr beide als Gewinner den Platz verlassen.

Das war die erste Episode, der Keller oder Grundbaustein des Podcasts hier. Ich hoffe, es hat dir ein bisschen Spaß gemacht, zuzuhören. Vielleicht hast du ein paar Sachen gelernt oder wieder aufgefrischt, was ich immer gut finde. Also ich schaue mir immer wieder gerne mal Inhalte an, die ich für super wichtig halte, um das Ganze aufzufrischen, um auch zu überprüfen, halte ich mich selber denn noch dran.

Mir hat es Spaß gemacht, dir das Ganze vorzutragen und dir vorzustellen. Wenn du die Episode gut fandest, dann freue ich mich über einen Kommentar hier oder auch natürlich über Sternchen, Bewertung, Rezensionen bei iTunes. Bei Stitcher geht es, glaube ich, auch, aber iTunes ist natürlich der Platzhirsch, dort ganz besonders. Kann natürlich sein, dass das jetzt noch zu früh ist, wir haben gerade mal zwei Episoden. Du sagst dir, na ich warte mal noch ein bisschen ab.

Also in dem Sinne: Höre dir noch weitere Episoden an, um dir eine fundierte Meinung zu bilden, wie wertvoll der Podcast wirklich für dich ist.

Für die zweite offizielle Episode habe ich mir eine Interview-Partnerin geholt. Das ist die Christina Wenz, sie ist Mediatorin, also Konfliktvermittlerin, und wir werden so ein bisschen über ihre Erfahrung, ihren Alltag plaudern. Und ich bin mir sicher, auch da ist wieder eine Menge wertvolles Zeug für dich dabei.

In diesem Sinne bedanke ich mich fürs Zuhören, freue mich auf die nächste Episode, freue mich über den Austausch mit dir und wünsche dir noch einen richtig guten Tag! Tschau.

Stopp! Ach, ich habe ja ganz vergessen, wo du die Shownotes und die Kommentarmöglichkeiten zu dieser Episode findest. Die gibt es wieder bei mir auf der Seite unter www.maluschka.com/001.

Das war es jetzt von meiner Seite.

Ich wünsche dir noch alles Liebe und alles Gute für heute und auch für alle kommenden Tage.

Dann bis denn! Ciao!


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